Sinnlos gefährliche Ego-Show in Syrien

Der begrenzte Angriff der USA auf Syrien ist so wirkungslos wie sinnlos. An den Verhältnissen wird er wenig bis gar nichts ändern.
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Als ob nichts gewesen wäre, ließ sich der syrische Machthaber Baschar al-Assad heute in der Früh filmen, wie er mit seiner Aktentasche unter dem Arm entspannt in sein Büro geht. Es ist eine besonders perfide Verhöhnung des Gegners mit der klaren Botschaft, dass alles, was der Westen in Syrien derzeit macht, völlig wirkungslos sei. 

110  Marschflugkörper wurden die vergangene Nacht von den USA, Frankreich und Großbritannien als Reaktion auf den vermeintlichen Giftgasangriff der Regierung vor ein paar Tagen in Duma auf Ziele in Syrien abgeschossen. Getroffen werden sollten vor allem die Giftgaslager der Regierung. Ob das gelungen ist, ist ebenso wenig überprüfbar, wie der Giftgasangriff selbst. Auch wenn Frankreich verkündet, dass die Operation ein voller Erfolg gewesen sei.

Dass die USA reagieren werden, war nach dem unfassbar gefährlich dummen Tweet des US-Präsidenten vor wenigen Tagen klar. Trump kündigte in brachialen Worten nicht nur Assad Vergeltung an, sondern bedrohte indirekt auch Russland. Alles andere als eine Attacke wäre eine unfassbare Blamage für den Präsidenten gewesen. Dass die Sache vorerst mit ein paar dutzend Raketen noch halbwegs glimpflich ausgegangen ist und es zu keiner direkten Konfrontation zwischen den USA und Russland auf syrischem Boden gekommen ist, mag dem Umstand geschuldet sein, dass sich England und Frankreich an den Angriffen beteiligt haben, und dass Russland von Frankreich vorab über die Ziele informiert worden ist. Auffällig an den Attacken war auch, dass weder Ziele noch Stellungen von iranischen Truppen angegriffen wurden, und dass sich auch Israel völlig aus dieser Operation rausgehalten hat. Das lässt die Vermutung zu, dass man Trump kontrolliert angreifen habe lassen, um noch größeren Schaden zu vermeiden.

Fakt ist freilich auch, dass die Angriffe an der Situation in Syrien wenig bis gar nichts ändern. Assad kann sich nach wie vor seiner Schutzmächte Russland und Iran sicher sein, die sich das Land gemeinsam mit der Türkei im Norden aktuell aufgeteilt haben. Putin und das Mullah-Regime in Teheran werden auch weiterhin die syrische Armee unterstützen, die mit brachialer Gewalt und Härte gegen die letzten verbliebenen Rebellen vorgehen wird und Friede durch Auslöschung definiert. Der Angriff des Westens, der sich hier als moralische Instanz aufspielt und die Giftgasangriffe verurteilt, wird hier nichts ändern, zumal man in den vergangenen Jahren genug Anlässe gehabt hätte, in Syrien einzugreifen. Die Gräueltaten von Assad und seiner Verbündeten sind nicht erst seit vergangener Woche bekannt.

Was bleibt ist eine brandgefährliche Ego-Show des amerikanischen Präsidenten, der mit seiner Unberechenbarkeit einmal mehr beweist, dass er die Welt mit ein paar dummen Tweets jederzeit in den Abgrund reißen kann.

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