Mehrere junge Frauen hatten berichtet, dass sie rund um Rammstein-Konzerte, bei Partys hinter den Kulissen und in Hotelzimmern, schlechte Erfahrungen gemacht hätten. Der Sänger und die Band wiesen dies zurück.
Was folgte – hier, aber auch in Deutschland –, war eine diskursive Blamage, die über diesen zwar prominenten, aber eigentlich scheingroßen Anlassfall hinaus zu denken geben sollte.
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Denn die Debatte, wie man mit den Vorwürfen umzugehen hätte, hat sich von der ersten Minute an in einer bedrückenden Unordentlichkeit verloren. Das fing damit an, dass die wichtige Grundlektüre dessen, was die Frauen eigentlich genau sagten, gleich einmal verschlampt wurde.
Die Frauen sprachen differenziert über Graubereiche des Konsensualen, über Druck, der hinter der Bühne auf sie ausgeübt worden sei, über körperliche Spuren, die sie vor Fragen stellten.
In der öffentlichen Wahrnehmung kollabierte diese Differenziertheit aber sofort. Die restliche Debatte ordnete sich an Scheinbildern und wurde dementsprechend seicht und faul geführt, von beiden Seiten. Die Empörten forderten auf Demos „Kill Till“, grüne Politikerinnen warfen jede Differenzierung über Bord.
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Die Gegenseite – Fans, aber auch die Anti-Woke-Bewegten, die jede heutige Debatte als dumme Zumutung empfinden – führten wieder das denkfaule Prinzip des Strafrechts ins Spiel: Wer nicht verurteilt wird, handelt korrekt. Welch Unsinn. Ein Echo davon hörte man nun, als die Ermittlungen – erwartungsgemäß, da sogar die Anzeigen nur auf der verkürzten Debatte basierten – gegen Till Lindemann auch in Berlin eingestellt wurden: Eh klar, wieder nur eine Hetzjagd der Emanzen und der Medien.
Klar ist: Wenn das alles ist, was wir als Debatte zusammenbringen, dann wird es um uns so düster wie in einem Rammstein-Song. Es ist keine sympathische Schlampigkeit, sondern schlicht blamabel, wenn allseits Empörung als Argument ausreicht, das gezielte Unwissen ohne Scham als Waffe eingesetzt wird und argumentative Strohmänner geprügelt werden, anstatt genau hinzuschauen. Statt uns einem Konsens darüber anzunähern, wie wir miteinander umgehen wollen, waren am Schluss sowohl die Frauen als auch Lindemann erniedrigt. Und wir als Gemeinschaft gleich mit.
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