Schule und der Rest des Lebens

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Unlängst wurde eine Umfrage veröffentlicht, der zufolge sich 30 Prozent unserer Schüler im Unterricht langweilen. Was heißt, dass sich 70 Prozent nicht langweilen. Wow!!! Schaff solche Quoten einmal in der richtigen Welt da draußen! Eine Freundin von mir arbeitet in der IT-Branche und programmiert nach Anweisungen diverser Projektleiter beiderlei Geschlechts so Zeug für eine Bank. Meistens sind sie zu acht im Zimmer. Wenn ich die Tür aufmache, drehen sich alle gleichzeitig nach mir um, und zwar mit sichtbar erhöhtem Puls, weil sich in diesem Moment richtig etwas tut.

Anders gesagt: Gegen manchen Arbeitsplatz ist Schule echtes Kino. In der von der "Bundesschülervertretung" initiierten Umfrage an 10.000 Schülerinnen (Buben und Herren mitgemeint) verblüffte mich noch ein Ergebnis: Fast 90 Prozent sollen die Frage, ob sie sich ein zusätzliches Feedback zu ihrer Note wünschten (gemeint: Zeugnisnote), mit Ja beantwortet haben. Bundesschulsprecher Harald Zierfuß: "Nicht nur wir als Bundesschülervertretung, sondern offensichtlich auch die Mehrheit der Schüler Österreichs wartet seit Langem darauf." Hm.

Jetzt einmal abgesehen davon, dass jede Umfrage zufällig immer genau das Ergebnis hat, auf das der Auftraggeber "schon seit Langem" wartet, gibt es in der Frage Noten bekanntlich die Addicts (fast alle Lehrerinnen, fast alle Eltern, und Schüler weiß ich nicht) und die Gegner (die paar anderen Lehrerinnen, darunter ich, die paar anderen Eltern, darunter ich, und Schüler weiß ich wieder nicht). So weit, so schlecht, aber die fünf Noten UND schriftliche Erklärungen? Da sammelt eine ihre Einser und weiß nicht, warum? Da touchiert eine andere ihre ganze Schullaufbahn in z. B. Mathe am Fünfer, weil unglückliche Hirnzellenaktivierung oder was immer – und legt dann Wert darauf, das ausformuliert zu kriegen? An unsereiner soll es nicht liegen, denn meistens lässt sich die Frage, wofür jetzt genau z. B. der Dreier im Zeugnis steht, eh leicht beantworten: "Kann ich dir gern sagen: für insgesamt. Deine diversen Zensuren und meine Kommentare dazu kennst du ja!" Meinten Sie das so, Herr Zierfuß?

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