Schöner Sterben – mit liebevoller Hilfe
Jeder hat auch ein Recht auf den Tod
Den Vogel, der von Sternen spricht, halten Maulwürfe für verrückt. Ich bin so ein Unglücksvogel, darum spreche ich lieber mit den Stimmen der Wissenschaft: „Körper“, sagt Carl Friedrich von Weizsäcker, „ist die Art, wie eine Seele einer anderen Seele erscheint.“ Und Erwin Schrödinger, ein anderer großer Physiker und Nobelpreisträger, nennt „den Körper die Adresse, unter der man eine bestimmte Person erreicht. Nur eine Adresse, die man wechselt, wenn man stirbt.“ Wir brauchen eine neue Ars moriendi, denn wir haben das Sterben verlernt. Wir kämpfen um unser Leben, weil wir glauben, dass wir nichts anderes haben. Wir klammern uns an den Leib, weil wir glauben, dass wir nichts anderes sind. Ein materialistischer Aberglaube, der einem veralteten Weltbild entspringt. Die neue Physik – Walter Thirring, Helmut Rauch, Anton Zeilinger, Herbert Pietschmann – distanziert sich klar vom Positivismus und bekennt sich zu einer Wirklichkeit, die immateriell ist. Wir sagen irrtümlich ICH zu unserem Körper, der Wasser und unreiner Kohlenstoff ist. Eine große, frei bewegliche Zellkolonie. Sie trägt Hüte und Regenschirme, schreibt Steuererklärungen und Gedichte, heiratet, vermehrt sich und stirbt. Aber das will sie nicht! Da wir unsere biologische Existenz für die einzige halten, haben wir das Leben für heilig erklärt. Anderen, die wir als Feinde oder Nahrung bezeichnen, versuchen wir es mit allen Mitteln zu rauben. Wir nehmen Materie auf, und wir scheiden Materie aus. Was soll daran heilig sein? Jeder hat ein Recht auf Leben. Mensch, Lindenbaum, Schwein. Aber jeder hat auch ein Recht auf den Tod. Ich weiß nicht, ob Schmetterlinge gern ins Altersheim gingen. Auch das Walross stirbt ohne Widerrede. Nicht einmal die Sterne machen, wenn sie verglühen, ein großes Geschrei. Lauter Vorbilder!
Eine Illusion
Nach Einstein ist die Trennung in Zukunft und Vergangenheit eine Illusion. Sind wir gleichzeitig lebendig und tot? Die bedeutendsten Physiker der Gegenwart widersprechen nicht. Leben und Tod sind wohl komplementäre Zustände unseres Bewusstseins, die sich beständig ineinander verwandeln. Vergessen Sie Ihre Angst! Einstein: „Ich möchte gehen, wann ich möchte. Ich möchte dies elegant tun.“ Am elegantesten tun das die Zellen, auch unsere eigenen. Wird eine Zelle nicht mehr gebraucht, stirbt sie in Würde. Sie demontiert sich selbst, löst sich in aller Stille in ihre Bestandteile auf. Jeder sollte (widerrufbar) in seiner eCard speichern: „Werde ich ein unheilbarer Pflegefall, will ich einer bleiben – oder nicht! Dann möchte ich mich weder erhängen, erschießen oder ertränken müssen, noch aus dem Fenster springen. Sondern ich erwarte liebevolle Lebens- und Sterbehilfe von einer aufgeklärten humanen Medizin.“ „Wer weiß“, fragt Euripides, „ob nicht das Leben ist, was wir Sterben nennen, und das Leben Tod?“
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