Rückenwind durch Krieg

Joe Biden hat ausgesprochen, was viele Staatenführer denken, was man so aber besser nicht sagt: Wladimir Putin ist ein „Schlächter“, der „nicht an der Macht bleiben“ dürfe. Der US-Präsident, der am Mikrofon als „unguided missile“ gilt, hat damit dem russischen Präsidenten einen großen Gefallen getan – dessen Geschwurbel vom Westen, der Russland und ihn zerstören wolle, erhielt neue Nahrung.
Emmanuel Macron war der erste der westlichen Führer, der die „Putin muss weg“-Devise wieder einzufangen versuchte. Es gelte, „eine Eskalation der Worte wie der Handlungen“ zu verhindern; er wolle neuerlich mit Putin telefonieren.
Frankreichs Präsident findet sich gegenwärtig in seiner liebsten Rolle wieder: Als großer Europäer, der für den Kontinent ehrgeizige Visionen hat und nach dem Ausscheiden der Briten und dem Abschied Angela Merkels die Stimme EU-Europas ist – nun eben beim Versuch, beim Ukraine-Krieg noch Schlimmeres zu verhindern und eine Gesprächsbasis zu Wladimir Putin zu erhalten (den er im letzten Gespräch vorwarf, zu lügen).
Angenehmer Nebeneffekt: Der Krieg, der Regierenden von Haus aus Rückenwind beschert, und sein staatstragendes Auftreten sichern Macron, woran schon sehr gezweifelt worden war: seine Wiederwahl im April.

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