Es ist nur wenige Jahre her, da sahen militärische wie politische Strategen einen neuen Kalten Krieg heraufziehen. Russlands Krim-Annexion, Krieg in der Ostukraine, Moskaus militärisches Eingreifen im Syrien-Krieg zugunsten des Diktators Bashar al-Assad und andere geopolitische Machtstrategien sprachen ebenso dafür wie nukleare Aufrüstungsschritte und die Verfolgung und Ermordung von Regimegegnern.
Geändert hat sich daran nichts, es kamen nur neue Machenschaften dazu – wie die gezielte Manipulation im US-Wahlkampf 2016 – aus denen, wie von Moskau gewollt, der lang unterschätzte Donald Trump als Sieger hervorging. Das Kalkül ging auf. Wie kein US-Präsident zuvor hat Trump dem Ansehen der USA – auch als viel gepriesener Leuchtturm der Demokratie und Verfechter der Menschenrechte – geschadet.
Der russische Präsident Wladimir Putin und sein innerster Machtzirkel dürften sich königlich amüsiert haben – auch über die Uneinigkeit in der EU in Sachen Russland.
So gefährlich das Treiben der russischen Führung ist, der neue Kalte Krieg droht dem Westen mit einem viel mächtigeren Kontrahenten im Osten: China.
UNO-Generalsekretär António Guterres warnte erst im Februar bei der Münchener Sicherheitskonferenz vor der Gefahr der wachsenden Rivalität zwischen den USA und China und einer neuen zweigeteilten Welt. "Wir können uns keine Zukunft leisten, in der die beiden größten Volkswirtschaften die Welt in zwei gegnerische Lager aufspalten – mit jeweils eigener Leitwährung und eigenen Handels- und Finanzregeln, eigenem Internet und eigenen Kapazitäten in künstlicher Intelligenz. Eine technologische und ökonomische Kluft droht zu einer geostrategischen und militärischen Kluft zu werden."
Und – was Guterres nicht sagt – China pfeift auf Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaat.
Klingt niederschmetternd. Ist es auch. Bleibt zu hoffen, dass die größte Bedrohung der gesamten Menschheit doch als einigende Brücke dient: Den Klimawandel können wir nur gemeinsam meistern. Oder wir gehen gemeinsam unter.
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