Reichsbürger: Die Wut schlägt Wurzeln
Michaela Reibenwein
27.01.23, 18:15Das Misstrauen ist nicht neu. Gegen die Politik, die Wissenschaft, die Medien oder den „Mainstream“. Immer mehr Menschen tragen ihre Wut auf das „System“ zur Schau. Sei es, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen, Probleme mit den Behörden haben oder sich als System-Verlierer sehen. Der Feind – das sind „die da oben.“
Vor ein paar Jahren hätte man solche Menschen noch achselzuckend beäugt, vielleicht sogar belächelt. Und noch immer tut sich die Gesellschaft schwer mit denen, die nicht dazu gehören wollen. Die sich oft in obskuren Geschichten verlieren. Überall die Verschwörung sehen. Die davon überzeugt sind, dass mit der Corona-Impfung ein Mikrochip implantiert wird. Oder dass „die Elite“ aus Kinderblut ein Elixier für die ewige Jugend herstellt.
Es ist leicht, das als Spinnerei abzutun. Als Querulantentum. Doch was, wenn die Wut sich entlädt?
Schwarz oder Weiß
Wer sich in dieser Welt verliert, über das Internet auch rasch Gleichdenkende findet und sich dadurch bestätigt fühlt – der sieht schnell nur noch Schwarz oder Weiß. Radikalisiert sich. Und wird durch jede Ablehnung der Öffentlichkeit nur in seiner Ansicht bestärkt. Die Wut schlägt Wurzeln.
Erst im vergangenen Dezember wurden 25 Reichsbürger (auch in Österreich) festgenommen, die laut Ermittlern einen Putsch in Deutschland geplant haben sollen. In Österreich gründeten Staatsverweigerer einen eigenen Gerichtshof, um (Fantasie-)Haftbefehle gegen Richter oder Politiker auszustellen. Sie wollten das Militär und den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf ihre Seite ziehen, um einen bewaffneten Umsturz herbeizuführen.
Auch jener Mann, der nun in NÖ festgenommen worden ist, bezeichnete sich als „Regimekritiker“, schimpfte über die Justiz. Verbreitete Verschwörungstheorien. Kapselte sich und seine Familie ab. Soll zum Pfefferspray gegriffen haben, als die Behörde vor der Tür stand. Dass er laut Polizei auch Schusswaffen besaß, stellte sich erst später heraus.
Wut kann eine Waffe sein.
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