Quickstep-Feuerwerk auf der 7. Etappe

Pineau sichert sich vorerst das Bergtrikot und Sylvain Chavanel holt sich das Gelbe von einem flachen Fabian zurück.

Die einhellige Meinung zur gestrigen 7. Etappe, frei paraphrasiert: Oida, ur org. Es war wieder einmal sehr heiss, die armen Wasserträger schon den 3. Tag vollbeschäftigt, und was eigentlich eine Übergangsetappe sein sollte brach so manches Rennradler-Bein. Vor allem der Anstieg zur Station des Rousses hatte es doch in sich. Großer Verlierer: Fabian. Man könnte tausend taktische Gründe angeben, Kraft sparen, Verantwortung abgeben, bla, et cetera, aber da war ganz einfach nix da zum Geben, wie er auch selbst verkündet hat. Immerhin gibt's als Trostpreis das Weisse Trikot für Andy Schleck und für die Zuschauer ein Quickstep-Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Zuerst sichert sich Pineau das Bergtrikot in der Ausreissergruppe, dann nutzt Chavanel die Schwerstarbeit vom Bbox-Team, um in souveräner Manier zuerst das Feld, dann die Verfolger und schließlich auch seinen Teamkollegen einfach stehenzulassen. 1 Minute Vorsprung dann im Ziel, genug Zeit um zu jubeln und zu feiern, nicht schlecht, Hut ab. Man (ich inkludiert) hat doch etwas in den Bart gemurmelt, geschenkter Sieg, etc., auf der 2. Etappe, aber jetzt halt ich mein Maul. Fraglich allerdings, ob er es heute verteidigen kann, Etappe viel schwerer und Haxen sicher nicht gerade topfrisch nach diesem Kraftakt.

Der französische Radsport ist ja schwerst krisengebeutelt. Nach dem Festina-Skandal wurden dort die strengsten Doping-Regeln eingeführt, man kann sogar in den Häfen gehen. Die AFLD war lange Zeit so unzufrieden mit der laxen UCI, dass sie die Kontrollen bei der Tour selbst durchgeführt haben (heuer erstmals nimmer). 2008 überraschten sie das Peloton mit einem neuen Test auf CERA. Es gibt eigene Spezialteams, die den Müll der Team-Hotels durchwühlen. Viele Länder ziehen da erst jetzt sukzessive nach, und man sieht die selben Effekte: Deutschland hat schon länger keine Ullrichs mehr im Programm, ein paar gute Sprinter und Zeitfahrer, aber abgesehen von einer Handvoll solider Leute keine Gesamtklassement-Fahrer, und die stinken regelmässig ab, entgegen aller Hoffnungen und Träume.

Jedenfalls freut einen das schon, dass wieder einmal ein paar Franzosen vorn mitfahren. Tut dem Rennen und der Stimmung sicher nix schlechtes. Vor allem Pineau, dem fehlen ja wirklich nur mehr der gestreifte Pulli und die Ziehharmonika, dann könnte er den Eintrag zu Frankreich im Klischee-Wörterbuch zieren.

Bei den Favoriten hingegen tat man sich gestern hauptsächlich beschnuppern und belauern. Mehr so ein indirekter Kampf über die Helferleins als direkte Konfrontation: Man liess ein hohes Tempo anziehen (vor allem Astana) und schaute, wer hinten rausfiel. Kaum Überraschungen. Ich befürchte fast, das Spiel wird auch heute nach Morzine hinauf gespielt und gehe daher auf den Ring und schaue mir die Österreich-Rundfahrt an - die Fotos von Riccardo Ricco, der nach einem Crash mit einem Motorrad beim Zeitfahren noch ins Ziel gefahren ist und die Führung verteidigt hat, waren ja grenzwertig. Da kann sich so mancher Horrorfilm-Maskenbildner ein paar Anregungen holen, wenn er sich traut, und mir bleiben meine CERA-Witze im Hals stecken.

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