Ungeimpfte wieder in die Restaurants?
Ab 19. Februar dürfen auch Ungeimpfte wieder ins Restaurant und in die Hotels. Der Lockdown für Ungeimpfte ist damit beendet - dafür kommt die Impfpflicht. Ein Pro und Contra.
PRO
Es ist uns mittlerweile nicht mehr ganz bewusst, aber vor dieser endlosen Phase der Pandemie waren wir frei darin, wo und wie wir uns durch die Welt bewegen: Man fuhr in den Urlaub (und brauchte für den Grenzübertritt meist nicht einmal einen Pass), man ging Essen, traf sich in Bars. All das ist durch Corona empfindlich eingeschränkt worden. Zunächst galt das für alle: Lockdown für alle, Maske für alle, geschlossene Lokale für alle. Dann kam die Impfung und mit ihr die Verweigerer.
Man muss den wirklich abstrusen Argumenten gegen eine Corona-Impfung nichts abgewinnen können, um auch diese Menschen als Personen mit Grundrechten zu betrachten. Auch Unvernünftige mit schlechten Entscheidungen, auch Unsolidarische mit intolerablem Egoismus verdienen Bewegungsfreiheit. Der Lockdown für Ungeimpfte war ein Versuch, diese Gruppe dazu zu bringen, sich und andere vor schweren Infektionen zu schützen. Gebracht hat es wenig. Auch weil die Konsequenz immer fehlte: Die Regierung kündigte gemeinsam mit dem Lockdown für Menschen ohne Impfung eine Impfpflicht an, die danach Schritt für Schritt aufgeweicht wurde.
Jene, die es sich in ihrer Parallelrealität eingerichtet haben, erreicht man mit dem halbherzigen Halb-Lockdown ohnehin nicht – er entpuppte sich als letztlich hohle Quälerei einer Gruppe, die man irgendwie aufgegeben hat.
Noch dazu wälzte man die Kontrollen auf Kassierer und Bedienpersonal ab, die sich zurecht fragten, warum sie ihre alte (und wahrscheinlich nicht mehr künftige) Kundschaft offenkundig diskriminieren sollten. Omikron und viele mildere Verläufe haben den Argumenten für das Aussperren von Ungeimpften zusätzlich den Wind aus den Segeln genommen. Die Unvernunft lässt sich nicht einsperren. Lassen wir die Menschen frei.
Philipp Wilhelmer leitet die Debatte im KURIER.
CONTRA
Vor gut 30 Jahren hat es in Österreich einen Politiker namens Fred Sinowatz gegeben, dessen Einschätzung heute aktueller scheint denn je: Es ist alles sehr kompliziert.
Vor allem, wenn es darum geht, welche Corona-Regeln gerade gelten, auslaufen, neu eingeführt werden. Für Otto Normalverbraucher – der neben diversen Gecko-Verlautbarungen noch andere Sorgen hat – ist es einer Meisterleistung, stets den Status quo parat zu haben.
Neu ist seit diesem Monat also die Impfpflicht. Für all jene, die nicht daran denken, sich an selbige zu halten, wird es selbstverständlich ein Hintertürl in die warme Gaststube geben. Das Zauberwort lautet 3-G. Sprich, wer ab 19. Februar ins Wirtshaus oder Hotel will, aber keinen 2-G-Nachweis hat, bringt einfach einen negativen Corona-Test und „passt schon“. Eine typisch österreichische Lösung. Mit Signalwirkung. Der Anreiz, sich vielleicht doch noch impfen zu lassen, ist damit um eine Facette ärmer.
Es wäre nicht Österreich, würde es parallel zu den Erleichterungen nicht auch Verschärfungen geben. Die Gültigkeit des Grünen Passes wird von 9 auf 6 Monate verkürzt. Touristen mit einem damit abgelaufenen Impfzertifikat dürfen einreisen, aber sonst nichts. Sie müssen vor den Hotels und Lokalen warten, bis der 19. Februar und die 3-G-Regel kommt. Bleibt die Frage, welcher Urlauber das versteht, zumal in den meisten Herkunftsmärkten eine neunmonatige Gültigkeit des Impfzertifikats Standard ist. Österreich ist mit seinem Hin- und Her im Alpenbogen jedenfalls ziemlich einzigartig.
Die Schweizer und Südtiroler halten stoisch an ihren Corona-Regeln fest – bis zum Ende der Saison. Bei uns ist alles kompliziert. Dass heuer ein Komplexitätsforscher in Österreich Wissenschafter des Jahres wurde, ist kein Wunder.
Simone Hoepke ist stv. Leiterin des Wirtschaftsressorts.
Kommentare