PRO
Kaufen sich Menschen Autos, die viel zu groß für die eigene Garage sind? Nein bis selten.
Kaufen sich Menschen Autos, die zu groß für historische gewachsene Städte sind? Ja, gar nicht so selten.
Es ist Zeit, dass sich die Pkw wieder der Umgebung anpassen und nicht umgekehrt. Die Autos sind immer größer geworden. Passt etwa ein SUV nicht in einen Schrägparkplatz, weil seine Schnauze oder sein Hinterteil Fußgängern und Radlern den Weg versperren, so soll er hier nicht abgestellt werden. So einfach, so logisch. Die Novelle zur Straßenverkehrsordnung hätte das vorgesehen, weil sie Fußgängern und Radfahrern mehr Platz einräumen will. Zu Recht. Jahrzehnte haben die Kommunen und Länder alles rund um die Autos geplant. Nun fürchtete man, dass zu viele Parkplätze wegfallen werden und schärft nach. Dass diese Novelle für so viele Diskussionen sorgt, zeigt jedenfalls, der Pkw ist immer noch eine heilige Kuh.
Das zum Grundsätzlichen. Nun zum Praktischen: Eine mutige Novelle hätte zur Folge gehabt, dass viele Schräg- in Längsparkplätze umgewandelt worden wären. Dann hätte es mehr Platz für breitere Fahrbahnen gegeben. Was wiederum in einigen Gassen und Straßen Radfahren gegen die Einbahn ermöglicht hätte. Längsparken berge aber das Risiko, sagen die Gegner der einst geplanten Maßnahme, dass es mehr Unfälle durch unachtsam geöffnete Autotüren geben wird, „dooring“ genannt. Aber auch beim Retourschieben aus dem Schrägparkplatz kann es zu gefährlichen Situationen kommen.
Also Schrägparkplätze weiter einschränken oder verbieten? Ja. Klar, damit gibt es insgesamt weniger Stellplätze, dafür aber eine Chance mehr, Mobilität vor allem in Städten prinzipiell neu zu denken.
Katharina Salzer ist Chefin vom Dienst für die Sonntagsausgabe des KURIER.
CONTRA
Die heiß diskutierten Änderungen in der Straßenverkehrsordnung geben ein nahezu erschreckendes Beispiel dafür ab, was passiert, wenn man Gesetze nicht mehr mit (Haus-)Verstand formuliert – sondern sie zum bloßen Werkzeug dafür macht, die eigenen ideologischen Ideale umzusetzen: Während die ÖVP irgendwann während der Verhandlungen am Koalitionstisch eingenickt sein dürfte, kam Verkehrsministerin Leonore Gewessler ihrer Vision von der autofreien Gesellschaft einen kleinen Schritt näher. Das Verbot des Schrägparkens durch die Hintertür – konkret wurde ja nur der Überhang von Fahrzeugteilen auf Geh- und Radwege untersagt – hätte Autofahrer einmal mehr unter Druck gesetzt.
Dass sich die Mobilität im urbanen Raum verändern muss – weg von unnötigen (!) Wegen mit dem Pkw, hin zu Öffis und Rad –, sei unbestritten. Was es dafür jedoch braucht, sind attraktive Angebote, umzusteigen – und Einschränkungen dort, wo sie sinnvoll sind. Pauschale Verbote sind hingegen kontraproduktiv und verkommen vielerorts zur bloßen Schikane: Was gegen das Schrägparken überall dort spricht, wo Fußgängern und Radfahrern ausreichend Platz bleibt, können auch die grünen Experten nur schwer erklären. Nicht zuletzt, weil die Alternative – das Längsparken – nicht nur platzraubender ist, sondern sich gerade unter Radfahrern nicht eben besonderer Beliebtheit erfreut. (Sich blitzartig öffnende Autotüren wurden schon so manchem zum Verhängnis.)
Dass das Schrägpark-Verbot in der finalen Version der StVO-Novelle abgeschwächt werden soll, war also der einzig vernünftige Schritt. Ein sicheres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer wird sich auch in Zukunft nicht durch Vorschriften und Verbote oktroyieren lassen. Was es braucht, ist gegenseitige Rücksichtnahme aller. Verhärtete ideologische Positionen sind da keinesfalls förderlich.
Christoph Schwarz ist stv. Chronik-Ressortleiter des KURIER.
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