PRO
Laut einer Studie des deutschen ADAC ist 60 Prozent der E-Scooter-Nutzenden ein klimafreundliches Verkehrsverhalten wichtig. Dieser noble Umweltgedanke steht jedoch allein schon durch die Masse an E-Rollern, die regelmäßig aus Gewässern geborgen werden müssen, im Kontrast zur Realität. Auch Vandalismus anderer Art verkürzt die durchschnittliche Lebensdauer und trübt die Klimabilanz der vermeintlich grünen Alternative. Hinzu kommt, dass die Gefährte oft Gehsteige blockieren, was vor allem jene Menschen behindert, die mit Rollstühlen, Kinderwägen oder Rollatoren unterwegs sind. Sie sind es auch, die sich am schwersten tun, den bis zu 25 km/h schnellen Flitzern auszuweichen. Die jüngsten Regelungen der Stadt Wien, die beispielsweise das Abstellen der Zweiräder auf Grünflächen verbieten, sind nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen und nach wie vor mit
E-Scootern verbarrikadierten Asphalt. Anstatt zweifelhafter Werbekampagnen und reiner Symptombekämpfung muss das Problem an der Wurzel gepackt werden, denn nicht nur vulnerable Verkehrsteilnehmende leiden unter den Fahrzeugen. Das von den Anbietern betriebene Greenwashing zeichnet ein falsches Bild und macht wohlwollende Naturfreunde zu unfreiwilligen Klimasündern. Sie sollten lieber zum altbewährten Fahrrad greifen. Es nutzt sich schließlich kaum ab und dient noch dazu als Fitnessgerät. Bis die führenden Persönlichkeiten zu dieser Einsicht kommen, bleiben Leih-Scooter weiterhin fester Bestandteil der urbanen Chaoskunst.
Dominik Volb, Volontär Kultur
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CONTRA
"Lime“, „Bird“, „Voi“ und wie sie alle heißen, klingen nicht nur modern, sondern sind auch der letzte Schrei, was umweltfreundliche Fortbewegungsmittel betrifft. Leih-E-Scooter gelten vor allem unter Jugendlichen als kostengünstige Alternative zum kostspieligen Semesterticket. Schließlich kann sich nicht jeder die Fahrt mit den Wiener Linien leisten.
Zudem kann es schon einmal zu schiefen Blicken führen, wenn die alte Familienkutsche dem klimaneutralen Fortbewegungsmittel vorgezogen wird. Die Wahl fällt oft auf die Leih-E-Scooter. Sie sind verhältnismäßig günstig, bequem und vor allem schnell. Vom Stephansplatz zur Uni Wien in weniger als fünf Minuten – Leih-E-Scooter machen dies möglich. Und dabei darf der Spaßfaktor nicht unterschätzt werden, denn eine Fahrt mit dem E-Scooter ist einfach unheimlich unterhaltsam. Auch die nervtötende Parkplatzsuche in der Innenstadt bleibt E-Scooter-Nutzern erspart. Einfach irgendwo abstellen und schon geht’s ab in die Arbeit. An Praktikabilität mangelt es den E-Rollern nicht, das ist klar.
Trotzdem sind die modernen Fortbewegungsmittel immer wieder Mittelpunkt hitziger Diskussionen über Verkehrssicherheit. Das Problem sind hierbei aber nicht die E-Scooter an sich, sondern der Umgang mit ihnen. Wieso also gleich die Produkte verbannen, so wie das gerade in Paris der Fall ist, wenn Regeln verschärft werden können? Und da befindet sich Wien mit dem neuen Maßnahmenpaket für E-Scooter endlich einmal auf dem richtigen Weg.
Helena Weisz, Volontärin Chronik
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