PRO
Ein Nebensatz in einem Interview, das Seilbahn-Sprecher Franz Hörl gab, schlug ein: Da forderte der Tiroler doch glatt offene Skihütten als Konsequenz daraus, dass im Lockdown auch Seilbahnen und Skilifte fahren dürfen.
Das donnerte wie ein Schneebrett ins Tal und rollte speziell über die städtische Bevölkerung hinweg, die sich gerade vorbestellte Speisen in ihrem Lieblingsrestaurant abholte. Hüttengaudi mit Germknödel ja, aber kein romantisches Abendessen beim Nobelitaliener? Also bitte! Empörungslawine!
Und an dem Punkt kühlen wir die übergekochte Suppe wieder ab. Natürlich darf die Berggastronomie offen haben unter denselben Bedingungen wie jene Lokale im Tal, die Take-away anbieten. Wenn man es ganz genau nimmt, ist das Take-away am Berg sogar noch um ein Stückchen sicherer: Um überhaupt in eine Gondel zu dürfen, ist neben der FFP2-Maske auch ein 2-G-Nachweis nötig beim Take-away allein reicht sonst die Maske. Dass man sich beim Warten auf der Hütte nach ein paar Stunden Skifahren aufwärmen kann und ein WC in Greifweite hat, ist für jeden Skifahrer ein Zuckerl, aber darum geht es nicht: Ob Wirt in Pizzeria, im Chinalokal oder Schnitzelhaus von Bregenz bis Wien wer will, darf Laufkundschaft bekochen, die Speisen mit nach Hause nimmt.
Stimmt schon, am Berg ist das Mit-Heimnehmen nicht das Ziel, aber auch darauf gibt es die Antwort: Konsumation im Umkreis von 50 Metern von Lokalen jeglicher Art ist untersagt, auf dem Dachstein ebenso wie im weniger hoch gelegenen Wien. Ein Passus, der in den früheren Lockdowns nicht wegen der Skihüten-Gaudi am Berg eingeführt wurde. Sondern wegen der Lokale in Städten, die Alkoholika verkauften, worauf die betrunkene Gesellschaft dann eben vor statt im geschlossenen Lokal feierte.
Elisabeth Holzer ist Chronik-Redakteurin in Graz.
CONTRA
Eines muss man den Seilbahnern lassen – lobbyieren können sie. Während das halbe Land lockdownbedingt stillsteht, fahren die Gondeln und Sessellifte unbeirrt im Kreis. Alles andere hätte die Branche auch als Angriff auf den Volkssport Nummer 1 verstanden (den, nebenbei gesagt, sechs von zehn Österreichern gar nie ausführen). Um Argumente sind Touristiker nie verlegen. Einer meinte kürzlich, dass Schnee tendenziell draußen liegt und damit Skifahren in Sachen Infektionsrisiko unverdächtig ist. So weit, so nachvollziehbar.
Wenn jetzt der oberste Seilbahner fordert, dass Skihütten auch im Lockdown aufsperren sollen, wird es aber drollig. Schließlich sollte sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben, wohin eine ungebremste Gaudi beim Après-Ski führt, wenn längst alle Alarmglocken läuten. Stichwort Ischgl. Imageschaden für das Tourismusland Österreich inklusive. Selbiger ist nicht zu unterschätzen, schließlich steht Österreich im internationalen Wettbewerb mit Sonne-&-Strand-Destinationen wie Spanien oder Portugal. Also Ländern, die die Pandemie deutlich besser im Griff haben. Dass Tourismusministerin Elisabeth Köstinger Österreich noch vor wenigen Wochen als „eines der sichersten Urlaubsländer“ bezeichnet hat, klingt zynisch gesagt nach Pippi Langstrumpfs „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“.
Funktioniert nur leider nicht so. Das wissen die Seilbahner, die zum Teil auch Besitzer von Skihütten sind. Aus der Branche ist zu hören, dass viele ihre Hütten-Pächter im vorigen Lockdown-Winter angehalten haben, nicht aufzusperren. Der Schock über den Imageschaden nach den Negativschlagzeilen rund um den Globus saß zu tief. An das sollten sich jene erinnern, die jetzt stur aufsperren wollen. Obwohl es das Infektionsgeschehen nicht hergibt.
Simone Hoepke ist stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsressorts.
Kommentare