Soll Arbeitslosen der Zuverdienst gestrichen werden?
PRO
Das Sozialnetz ist in Österreich dicht gespannt. Das ist gut so. Zum Teil wird aber aus dem Netz eine soziale Hängematte. Wenn sich bei 280.000 Arbeitslosen keine Menschen für mehr als 100.000 offene Jobs finden, dann stimmt etwas nicht. Unternehmer berichten infolge der Pandemie mehr als je zuvor, dass sie seit Monaten händeringend Mitarbeiter suchen – aber partout keine Bewerbungen erhalten.
Natürlich passt nicht jeder Deckel zu jedem Topf (weder geografisch noch jobmäßig) und ja, einige Unternehmen zahlen so wenig, dass es an Ausbeutung grenzt. Zudem gibt es in gewissen Branchen, etwa IT, einfach zu wenig Angebot für zu viel Nachfrage.
Dennoch hat AMS-Chef Johannes Kopf recht, wenn er für das Streichen der Zuverdienstmöglichkeit eintritt. Schließlich können Arbeitslose bis zu 78 Wochen Arbeitslosengeld erhalten, und zwar inklusive Zulagen bis zu 80 Prozent vom letzten Nettoeinkommen. Bei einer Deckelung von insgesamt rund 1.800 Euro plus 475 Euro brutto Nebenverdienst im Monat kann da schon ein nettes Sümmchen herauskommen. Hinzu kommt bei dem einen oder anderen wohl noch ein bisschen Pfusch. Die Motivation, sich ernsthaft um eine Stelle zu bemühen, ist also enden wollend.
Robert Kleedorfer ist stellvertretender Ressortleiter Wirtschaft
Kommentare