Historische Städte wurden einfach nicht für Autos geplant. Enge Gassen verwandeln sich mit Pkw vollgestellt kaum in Wohlfühlzonen – im Gegenteil. Die geplante Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) bedeutet übrigens nicht, dass Autos komplett aus der Inneren Stadt verbannt werden. Zufahrten zu Garagen, Besuche bei Kranken oder Lieferfahrten sollen weiterhin möglich bleiben. Anrainer sind so und so ausgenommen.
Städte – nicht nur Innenstädte – bräuchten ohnehin deutlich radikalere Verkehrslösungen, um lebenswerter zu werden. Wien sollte sich Paris, eine Weltstadt, zum Vorbild nehmen: Dort sprach sich im März eine Mehrheit für 500 autofreie Straßen aus. Bis zu 10.000 Parkplätze könnten dadurch wegfallen. Man stelle sich das in Wien vor – 10.000? Catastrophe! Die Wahlbeteiligung von unter fünf Prozent wird gern als Gegenargument herangezogen. Das greift zu kurz: Auch alle anderen hätten abstimmen können. Demokratie funktioniert durch Mitmachen. Es braucht Willen zur Veränderung – und die beginnt dort, wo Lebensqualität mehr zählt als der Parkplatz vor der Tür.
CONTRA
Robert Kleedorfer, Ressortleiter Wirtschaft
Ausgerechnet die abgewählte grüne Umweltministerin Eleonore Gewessler war in dieser Frage des Autofahrers größter Freund. Wegen ihrer jahrelangen Blockadehaltung gab es keine bundesweiten Regeln zu Fahrverboten in Innenstädten. Und somit auch keine größeren Fahrbeschränkungen in der Wiener City. Mit der neuen Bundesregierung wird sich das nun ändern.
Wobei sich die Frage stellt, warum es diese Initiative braucht. Schon jetzt konnte jede Gemeinde Beschränkungen erlassen. Zwar ohne Kameraüberwachung, aber das ist in anderen Staaten auch schon ewig so.
Wie etwa in Italien. In den typischen Ferienorten wird das Kind aber nicht mit dem Bade ausgeschüttet. Verbote gelten nur im Sommer und in den Abendstunden, wenn die Urlauber durch die Straßen flanieren.
Stadt Wien und Wirtschaftskammer argumentieren mit mehr Aufenthaltsqualität für Besucher, und Betriebe würden profitieren. Davon ist etwa auf der Mariahilfer Straße nach dem noch immer umstrittenen Umbau wenig zu merken. Mehr Spaziergänger, aber weniger (kaufkräftige) Shopper und daher mehr Leerstand. Auch das könnte dort drohen, wo es meist ohnehin schon weitreichende Fußgängerzonen gibt.
Zudem muss sich nicht immer alles nach den Touristen richten. Auch die Wiener haben Bedürfnisse, wie eben mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Künftig müssen sie dafür in teuren Garagen parken, während sie an Wochenenden auf der Straße nichts zahlen mussten. Dann geben sie ihr Geld halt künftig dort aus, wo Parken noch gratis ist.
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