Sind Sie für eine Sitzplatzreservierung im Zug?

Sind Sie für eine Sitzplatzreservierung im Zug?
Der Umwelt zuliebe und aus Kostengründen setzen immer mehr Menschen auf die Schiene. Das führt zu übervollen Zügen. Würden Reservierungen daran etwas ändern?
Johanna  Hager

Johanna Hager

Josef Kleinrath

Josef Kleinrath

Ob in der Ferien- oder zu Stoßzeiten: Immer wieder kommt es zu übervollen Zügen, müssen Passagiere am Gang stehen oder Züge gar geräumt werden. Das ließe sich verhindern, sagen die einen und sehen die Politik in der Pflicht - die anderen die Zuggäste selbst. 

PRO

Fix! Weil es wie beim Besuch von Restaurants, Kinos oder Konzerten doch angenehm ist zu wissen, wo man sicher sitzen wird. Warum erachtet man es als selbstverständlich, im Flieger einen Fensterplatz reservieren zu können – im Zug aber in Kauf nehmen zu müssen, am Gang zu stehen?

Aus Bequemlichkeit, obwohl viele Wochen im Vorhinein wissen, an welchem Tag sie wann im Ausland ein Museum oder eine Kathedrale besuchen werden wollen und dementsprechend weit vor der Zeit Tickets buchen?

Es ist ein bemerkenswertes Selbstverständnis von Pendlern wie Reisenden in Österreich, maximale Flexibilität wie Planbarkeit haben zu wollen, selbst aber so gar nichts dafür zu tun – zu reservieren nämlich.

Freiwillig, um auf Nummer sicher zu gehen, zeitgerecht von A nach B zu kommen und den Anbietern – allen voran den ÖBB – damit jene Planungssicherheit zu geben, die vonnöten ist, damit Angebot und Nachfrage sich die Waage halten. Was spricht zudem gegen eine verpflichtende Reservierung – vorausgesetzt sie ist einfach zu handhaben und funktioniert technisch einwandfrei – außer die eigene Gewohnheit?

Wer in Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien mit dem Zug unterwegs sein will oder muss, der weiß um die mehrheitlich herrschende Reservierungspflicht.

Wer sich über übervolle Züge beschwert, sollte sich fragen, was er oder sie freiwillig dagegen tun kann und nicht die Politik in die Pflicht nehmen, immer noch mehr Steuergeld auszugeben.

Johanna Hager, Ressortleiterin Innenpolitik

CONTRA

Sie möchten mit dem  Auto  in die Arbeit oder Freunde besuchen? Und in den Urlaub zur Hauptreisezeit. Sie haben die Autobahnvignette. Aber ab jetzt müssen Sie bei  der Asfinag zusätzlich eine Online-Reservierung für Ihre Fahrtstrecke buchen. Um Staus zu  verhindern, wird die  Reservierungspflicht  für Autofahrten eingeführt.     Wenn Sie im Stau stehen,   sagt das    Verkehrsministeriums durch:  „Fahrzeuglenker, die   keine Reservierung für diesen Streckenabschnitt haben, müssen von der  Autobahn abfahren, ansonsten wird die Autobahn für alle anderen Lenker nicht freigegeben."

Völlig absurd, was der da schreibt, meinen Sie? Ja, das sehe  ich auch so. Aber Sie haben kein Problem, dass das für Besitzerinnen und Besitzer zum Beispiel eines Klimatickets gemacht wird? Das ist auch absurd.  Seit Jahrzehnten  wird der Verkehr in Österreich in Autobahnkilometern und Umfahrungsstraßen gedacht. Und gebaut. So schaut unsere Infrastruktur auch aus. Straßen, Straßen, nichts als Straßen. Endlich wird – wie mit dem Klimaticket – ein Akzent gesetzt, der das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ähnlich unkompliziert  macht. Und sieh an, Menschen steigen um. Und jetzt soll mit einer Reservierungspflicht eine Hürde eingezogen werden,  die   das Bahnfahren wieder erschwert? 

Nicht mit uns Alltagsbahnfahrerinnen und -bahnfahrern. Wer will, soll reservieren, da spricht nichts dagegen. Aber eine Pflicht? Nie und nimmer.  Die Politik soll tunlichst die Rahmenbedingungen schaffen,  dass sich diese Frage gar nicht stellt. 

Josef Kleinrath, Chronik-Redakteur 

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