Aus für den Lufthunderter auf allen Autobahnen?

Der "Lufthunderter" ist auf einem Abschnitt A12, zwischen Imst und Landeck, vorerst Geschichte
Zuerst kam der Süden der Stadt Salzburg, nun der Raum Graz - und bald könnten weitere 100km/h-Beschränkungen purzeln. Zwei konträre Stimmen dazu aus der KURIER-Redaktion.
Robert Kleedorfer

Robert Kleedorfer

Katharina Salzer

Katharina Salzer

PRO

Robert Kleedorfer, Ressortleiter Wirtschaft

Schon in wenigen Wochen ist der Lufthunderter rund um Graz Geschichte. Bereits seit Langem haben sich viele Autofahrer, darunter zahlreiche Pendler, zurecht gefragt, ob diese Form der Geschwindigkeitsbegrenzung noch zeitgemäß ist. Schließlich hat sich seit Einführung dieses Tempolimits vor knapp 19 Jahren die Technik massiv weiterentwickelt.

Verbrenner stoßen inzwischen deutlich weniger Schadstoffe aus und die Menge an emissionsfreien Elektroautos steigt. Diese sind zwar ohnehin von der Verordnung ausgenommen, tragen aber auch zunehmend zu einer besseren Luftqualität bei. Und generell ist die Aussagekraft der Messergebnisse teilweise in Zweifel zu ziehen. Die Messgeräte stehen vielerorts nur wenige Meter von der Fahrbahn entfernt. Menschen sind dort nur selten anzutreffen. Und wer als Anrainer in die Nähe von Lärm- und Schmutzquellen zieht, weil der Baugrund günstig ist, muss damit die Nachteile akzeptieren.

Die künftig ersparte Zeit durch Wegfall des Lufthunderters beträgt laut Grüne „nur“ bis zu vier Minuten. Für Pendler sind dies bis zu 40 Minuten in der Woche und 160 Minuten im Monat. Das ist durchaus ein Argument.

Ja, teilweise kommt man aufgrund des starken Verkehrsaufkommens nicht schneller voran. Insbesondere auf der A9 südlich von Graz. Doch hier ist mit der neuen Bundes- bzw. Landesregierung Besserung in Sicht. Der von der früheren Verkehrsministerin Gewessler (Grüne) verordnete Projektstopp für eine dritte Spur dürfte bald Geschichte sein.

CONTRA

Katharina Salzer, stv. Ressortleiterin Sonntag

Geringere Geschwindigkeiten reduzieren Abgase und Lärm – das ist unumstritten. Wer für die Abschaffung des Lufthunderters ist, nimmt also in Kauf, dass die Emissionen wieder steigen: Kohlendioxid, Stickstoffoxide, Feinstaub oder Ultrafeinstaub zum Beispiel. All das ist gesundheitsschädlich. Selbst wenn die Grenzwerte eingehalten werden, kann es doch nicht wünschenswert sein, sich und andere mehr Belastungen auszusetzen.

Trotzdem frohlocken viele Autofahrer, wenn der Lufthunderter gekippt wird. Warum? Weniger persönliche Einschränkungen? Große Zeitersparnis? Wer statt mit 100 km/h mit 130 fährt, spart auf einer Strecke von zehn Kilometern gerade einmal 83 Sekunden Fahrzeit ein – und auch das nur bei idealen Verkehrsbedingungen. Wann gibt es die schon?

Übrigens spricht einiges für eine generelle 100-km/h-Beschränkung auf Autobahnen, besonders bei hohem Verkehrsaufkommen. Die Leistungsfähigkeit der Fahrbahn beträgt bei Tempo 100 etwa 2.440 Kfz pro Stunde, bei 130 km/h nur noch 2.250. Das bedeutet: Weniger Staus bei Tempo 100 und somit wiederum Zeitersparnis. „Durch weniger Beschleunigungs- und Bremsmanöver werden sowohl Verbrauch und Emissionen als auch Abrieb und Aufwirbelung vermindert“, schreibt das Umweltbundesamt. Und für die Nerven ist es auch besser.

Apropos Nerven: Mit Tempo 100 steigt die Verkehrssicherheit. Der Anhalteweg verkürzt sich im Vergleich zu 130 deutlich. Laut ARBÖ-Bremswegrechner um 78 Meter.

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