Müssen Minister über Krankheit Auskunft geben?

CORONA: PK "PSYCHISCHE GESUNDHEIT IN DER KRISE": ANSCHOBER
Es ist Teil des Politiker-Jobs und zudem ein Fortschritt. Transparenz ist aber kein Selbstzweck.

PRO

Selbstverständlich dürfen Minister und Ministerinnen krank sein oder aus erfreulichen Gründen ausfallen, wenn sie Kinder kriegen oder in Babypause gehen. Das gehört zum Leben. Und wir wollen ja von Politikern regiert werden, die im normalen Leben geerdet sind. Politiker zu Überirdischen zu stilisieren, die nie krank werden, denn das könnte ihnen als Schwäche ausgelegt werden – das war früher so, bevor das Egalitätsprinzip das Autoritätsdenken verdrängt hatte.

Gut zu beobachten war der unterschiedliche Zugang im Kalten Krieg, als Heerscharen von Journalisten über die Krankheiten der älteren Herren im Kreml spekulierten, während die amerikanischen Präsidenten ihre Blutdruckwerte veröffentlichten.

Dass körperliche Verletztheit erlaubt ist, ist eine Errungenschaft. Einer der stärksten und besten Politiker Deutschlands sitzt im Rollstuhl .

Menschen, die in die Spitzenpolitik gehen, muss zudem klar sein, dass von ihrer Handlungsfähigkeit das Funktionieren der Republik abhängt. Wer im Cockpit sitzt, muss pilotieren können. Das ist sozusagen Teil des Arbeitsvertrags mit der Bevölkerung. Nicht umsonst steht im Gesetz, dass sich nicht greifbare Minister vertreten zu lassen haben.

Was spricht denn gegen eine Information: Rudolf Anschober ist im Spital, man sucht nach den Ursachen für eine Kreislaufschwäche. Werner Kogler übernimmt für vermutlich zehn Tag die Amtsgeschäfte.

In den letzten Monaten wurde jede Minister-Quarantäne bis hin zum Testergebnis berichtet – unaufgeregt und geradlinig.

Daniela Kittner ist Innenpolitik-Ressortleiterin.

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