Ist der Grüne Pass sicher genug?

BK KURZ IN ISRAEL: "GRÜNER PASS"
Geimpft, genesen, getestet ... Die Regierung hat ihre Kriterien für die neue Freiheit vorgelegt. Reichen sie?

PRO

Selten hat man Politiker so viel von Sehnsucht sprechen hören wie dieser Tage. Von Sehnsucht nach Besuchen im Wirtshaus war im Nationalrat die Rede, von Sehnsucht nach Umarmungen, Sehnsucht sogar danach, den favorisierten Fußballklub wieder verlieren zu sehen, wenn man dafür nur ins Stadion gehen kann.

Ja, die Sehnsucht der Österreicher nach Normalität ist groß. Und das Angebot, sie mittels Grünem Pass zu stillen, ist die beste Option, die wir gegenwärtig haben. Und die sicherste.

Die berühmten „seltensten Fälle“ können (und werden) dabei freilich eintreten: Tests können falsch, Menschen trotz Impfung ansteckend oder trotz durchgemachter Erkrankung wieder infizierbar sein. Kurz: Der Grüne Pass bietet keinen hundertprozentigen Schutz, ein gewisses Restrisiko existiert. Die sicherste Variante bliebe, nirgends hinzugehen und auf unbestimmte Zeit alleine zu Hause zu sitzen.

Doch komplette Isolation für wer weiß wie lange, das haben wir gesehen, funktioniert nicht. Gibt es keinen Grünen Pass und bleibt alles zu, finden Treffen privat statt. Und wer lässt sich schon an der Türe das Testergebnis der Gäste oder deren Impfpass zeigen? Ein Viertel der Österreicher lässt sich nicht einmal regelmäßig testen, Infektionen sind also auch so vorprogrammiert.

Nun könnte man den Grünen Pass vielleicht sicherer machen, indem man die potenzielle Fehlerquelle Tests ausschließt, und ihn ausschließlich an eine Impfung knüpft. Dann allerdings würde das Argument der „Impfpflicht durch die Hintertür“ an Substanz gewinnen.

Freilich, das detaillierte Konzept hinter dem Grünen Pass muss doppelt und dreifach durchdacht werden. Doch wenn wir Sicherheit mit der Erfüllung unserer Sehnsüchte verknüpfen wollen, dann ist der Grüne Pass unsere beste Chance.

Elisabeth Hofer ist Redakteurin in der KURIER-Innenpolitik.

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