PRO
Zugegeben: 2-G-Schranken halten das Virus nicht automatisch vor dem Gasthaus oder dem Fitnesscenter auf. Geimpfte können sich infizieren, Genesene sich erneut anstecken und das Virus dann auch trotz 2-G-Status an den Ehemann, die Arbeitskollegin oder den Unbekannten an der Bar nebenan weitergeben. Aber das ist hier nicht Thema: Bei 2-G-Zutrittskontrollen steht etwas anderes im Mittelpunkt nämlich die Menschen, die sich impfen ließen.
Sie müssen sich dabei etwas gedacht haben: Sich selbst vor schwerer Erkrankung schützen oder auch vielleicht altruistisch etwas für die Allgemeinheit tun, um eine hohe Durchimpfungsrate zu erreichen und das Virus so im Zaum zu halten. Wer so denkt, hält sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch an andere Sicherheitsmaßnahmen: Kontakte reduzieren, Maske tragen (auch wenn das gerade einmal im Schuhgeschäft nicht rechtlich vorgeschrieben war), regelmäßiges Testen trotz des gültigen Impfzertifikates, das die Tür zum Lieblingslokal öffnet Kleinigkeiten, die das Virus in Schach halten und zähmen.
2-G in einem Lokal, beim Friseur oder im Theater bedeutet somit eine andere Zusammensetzung der Gäste. Das gibt eine gewisse Sicherheit, nämlich die, dass die einem unbekannten Besucher zumindest in einem Punkt gleich denken wie man selbst: Sie tun Corona nicht als harmlosen Schnupfen ab. Eine konsequente 2-G-Regel dort, wo Menschen zur eigenen Belustigung aufeinandertreffen treffen, könnte eventuell die eingeschlafene Impfwilligkeit eher boostern als so manch gekünstelter PR-Slogan. Apropos: Zuletzt holten sich durchschnittlich 262 Menschen täglich die Erstimpfung österreichweit. Was würden wir gerne wieder Schlagzeilen über Impfvordrängler schreiben und lesen. Aber das ist ewig her. Ein ganzes Jahr schon.
Elisabeth Holzer ist Chronik-Redakteurin in Graz.
CONTRA
Der politische Instrumentenkoffer zur Bekämpfung der Pandemie und ihrer gesundheitlichen Folgen ist nach zwei Corona-Jahren prall gefüllt. Eine kleine Auswahl: Maskenpflicht, Ausreisetests für Hochrisiko-Regionen, Lockdowns oder allerlei Zugangsbeschränkungen für verschiedene Bereiche des Lebens, um eben trotz zirkulierendem Virus nicht alles zusperren zu müssen.
Was das Maßnahmen-Management so komplex macht: Die Rahmenbedingungen ändern sich von Virusvariante zu Virusvariante, von Pandemiephase zu Pandemiephase immer wieder. Und Instrumente, die im von der Delta-Mutation geprägten Herbst noch Sinn gemacht haben mögen, tun es nun nicht mehr. Damals war es argumentierbar, mit der 2-G-Regel nur noch Geimpften und Genesenen den Zugang zu Gasthäusern, Hotels oder Veranstaltungen zu ermöglichen.
Wer sich stechen ließ, hatte ein minimales Risiko, sich zu infizieren, oder, wenn doch, das Virus weiterzugeben. Davon ist in der Omikron-Welle wenig geblieben. Auch als Dreifach-Geimpfter kann man sich Corona aktuell jederzeit einfangen und andere anstecken. Was geblieben ist, ist der nach wie vor gute Schutz davor, selbst schwer zu erkranken. Daher war und ist die Impfung der große Trumpf in diesem Spiel gegen die Pandemie.
Als „Geboosterter“ weiß ich aber auch, dass ich etwa im Wirtshaus von einem ungeimpften Besucher wie auch von einem geimpften angesteckt werden kann. Die 2-G-Regel bringt damit keinen pandemischen Bremsfaktor. Und der erhoffte Zusatznutzen, dass Impfverweigerer sich wegen dieser Beschränkung bekehren lassen, hat sich schon im Herbst nicht erfüllt. Neben der Wiedereinführung der völlig ohne Not abgeschafften Maskenpflicht machen daher im Moment Tests in Risikosettings – und zwar für alle – den meisten Sinn. Auch das hatten wir schon mal.
Christian Willim ist Chronik-Redakteur in Innsbruck.
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