Posten ist gut, schimpfen nicht
Posten ist gut, schimpfen nicht.
Häupliot" schreibt der eine in einem Posting, "HC Bumsternazi" der andere. Ist das eine politische Auseinandersetzung, wie sich KURIER-Leser das vorstellen? Einige offenbar, aber sicher nicht die Mehrheit.
Über Postings mit oder ohne Klarnamen wird seit langem diskutiert. Dahinter steht ja die Frage, warum es Leute in unserem Land gibt, die zwar kräftig schimpfen können, sich aber nicht trauen, ihre Niedertracht offen auszuleben. Mit ihrem Gesicht und ihrem Namen. Und Medien wie der KURIER müssen entscheiden, ob sie das Austragen von Gemeinheiten in der digitalen Dunkelkammer zulassen.
Natürlich werden Postings inzwischen von politischen Parteien, ja auch Staaten für Propaganda genutzt. Wir wissen, dass russische Agenturen westlichen Medien so beeinflussen wollen, auch bei uns wurden schon Postings mit russischer Herkunft gefunden. Aber meistens merkt man ja, wenn Propaganda versucht wird. Daher wird sie nicht allzu effizient sein, aber sie ist eben Teil der öffentlichen Auseinandersetzung. Die Leser sind aufgerufen, gerade im WWW alles kritisch zu beobachten.
Dazu kommen offenbar Leserinnen und Leser, die ihren Frust nicht in ihrem Job oder ihrer Umgebung rauslassen können, also andere Ziele suchen müssen. Die Anonymität schützt, zeigt aber auch, dass sich die Schreiber offenbar selbst dafür genieren, was sie so von sich geben.
Sollen wir weiter das Schimpfen im geschützten Raum zulassen? Die Diskussion läuft noch. Ich persönlich antworte gerne auf kritische Postings und ertrage auch Schimpfereien, weil ich sie nicht ernst nehme. Da hilft die Abgeklärtheit der beruflichen Erfahrung. Aber wir können nicht zulassen, dass andere beschimpft werden, dass gegen sie agitiert wird. Politiker haben sich ihren Job selbst ausgesucht und müssen mehr ertragen. Aber auch das hat Grenzen. Die Verunglimpfung von Namen – siehe oben - ist primitiv und für mich unzulässig.
Wenn wir also Postings löschen, dann ist das nicht Zensur, sondern da hat jemand die Grenzen überschritten. Am besten sollte der Betroffenen das zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, wo Kritik aufhört und wo Beleidigung beginnt. Da setzt auch das Strafrecht ein, das eben auch im Cyberspace Geltung hat.
Die Diskussion ist nicht zu Ende und wir führen sie gerne mit unseren Leserinnen und Lesern. Wenn sich User an Recht und Anstand halten, wird das künftige Entscheidungen erleichtern.
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