Politik mischt mit bei Blockade der Metaller-Lohnrunde

Streik VA Tubulars
Die Lohnverhandlungen folgrn dem ewig gleichen Drehbuch. Der Politik wurde eine Rolle zugewiesen, die die Gespräche zusätzlich erschwert
Michael Bachner

Michael Bachner

Das traditionelle Ritual der Lohnverhandlungen bei den Metallern, auf dessen Ergebnis Jahr für Jahr die allermeisten anderen Branchen warten, beginnt langsam zu nerven. Es ist die ewig gleiche Show mit den ewig gleich verteilten Rollen. Während sich die Streiks mit jeder ergebnislosen Runde ein wenig ausweiten, und der Ton drehbuchgemäß rauer wird, wollen die Menschen ein Verhandlungsergebnis sehen und fragen sich, was denn da so lange dauern kann.

Besonders lähmend ist, dass auch parallel verhandelnde Branchen wie der Handel oder die Sozialwirtschaft sich kaum bewegen und auf den Abschluss bei den Metallern warten. Somit steht demnächst die halbe Wirtschaft still.

Wegen der Rezession in der Industrie, tut den Metaller-Arbeitgebern ein punktueller Stillstand in manchen Werken aktuell noch gar nicht sonderlich weh. Sie können sich Streiks offenbar noch leisten und so die Erzählung aufrecht erhalten, dass ein hoher Lohnabschluss einfach nicht zu finanzieren sei.

Totale Blockade bei KV-Runde

Umgekehrt ist es genauso. Die Erwartungshaltung vieler Arbeitnehmer ist im Vorfeld der KV-Runde so hoch gepusht worden, dass die Gewerkschaftsspitze eigentlich gar nicht anders kann, als weiter auf stur zu schalten. Die vielen Monate mit einer Rekordinflation, die deutlich über dem Niveau anderer EU-Länder lag, haben zur kampfbereiten Stimmung in den Belegschaften beigetragen.

Genau diese von Anfang an logische gegenseitige Blockade ist es, die das Verhandlungsritual so überholt erscheinen lässt. Und erst in einer Woche wird weiter verhandelt – ganz so, als ob es ohnehin um nichts Wichtiges gehen würde.

Wobei Streik nicht gleich Streik ist. Die Industrie leidet unter der Nachfrageschwäche derzeit wahrscheinlich mehr als unter den Aktionen der Beschäftigten. Im Handel wären Streiks hingegen wirklich schmerzhaft, weil die Branche auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen ist.

Wirtschaftsforscher haben Vorschläge gemacht, wie jetzt ein inhaltlicher Kompromiss aussehen könnte. Emotional ist das schwieriger, weil im Hintergrund die Politik mitmischt. Die SPÖ hat mit Andreas Babler einen neuen Parteivorsitzenden, der ständig trommelt, was „unseren Leuten“ zustehen würde. Auch der neue Chefverhandler der Gewerkschaft, Reinhold Binder, muss sich erst beweisen. Er schlägt heftigere Töne an („rotzfreches Angebot“), als dem Verhandlungsklima zuträglich erscheinen.

Auf die Seite der Arbeitgeber hat sich indes ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner mit seinem Vorschlag der Verlängerung steuerfreier Prämien geschlagen. Wie der gordische Knoten mitten im gestarteten Nationalratswahlkampf zu zerschlagen ist, muss sich erst weisen. 

Möglich ist also, dass sich die Herbstlohnrunde heuer in den Winter hinein zieht.

Kommentare