Notwendiger Perspektivenwechsel

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Klaus Atzwanger

Klaus Atzwanger

Ja, die Welt wird uns weiter herausfordern

von Univ. Lekt. Mag. Dr. Klaus Atzwanger

über die rasante Veränderung der Welt

Ja, es war ein harter Sommerbeginn, die Terroranschläge in Europa haben uns aus unserem Frühsommerwohlfühlgefühl gerissen und uns verdeutlicht, dass wir uns auch in den Sommermonaten nicht nur mit dem unsteten Wetter und der Badeseentemperatur beschäftigen können, sondern auch die Situation der restlichen Welt nicht völlig ausgeblendet werden kann.

Wir leben immer schon in einer sich verändernden Welt, und wenn uns das Tempo der Veränderung heute rascher vorkommt als noch vor 20 Jahren, dann liegt das an unserem persönlichen Älterwerden und nicht an dem Lauf der Dinge, da nicht die Zeit vergeht, sondern wir vergehen, wie ein Philosoph so treffend beschreibt.

Die Welt hat sich in vielen Bereichen in eine bessere verändert: Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen litten 2015 rund 11 Prozent der Menschen weltweit an Hunger, 1990 waren es noch 18,6 Prozent der Weltbevölkerung, immer noch viel zu viel, aber eine deutliche Verbesserung. Bildungspolitisch hat sich ebenfalls einiges getan, heute gehen laut UNESCO etwa 50 Millionen mehr Kinder in die Schule als noch 1999. Und auch die derzeit medial so hochgeschriebene Terrorgefahr in Europa liegt noch immer extrem weit unter allen Haushalts- und Straßenverkehrsrisiken, mit denen wir seit jeher vertraut sind.

Unsere subjektive Wahrnehmung einer immer komplexer und gefährlich werdenden Welt ist ein Ergebnis unserer enormen Möglichkeiten der stets sofort verfügbaren, wenn auch oft schlecht recherchierten Information und unserer geringen Kompetenz Wahrscheinlichkeiten richtig einzuschätzen.

Populismus

Woran wir daher arbeiten müssen ist ein Perspektivenwechsel, der uns hilft, unseren kurzfristigen Emotionen Tatsachen gegenüberzustellen und Probleme besser einzuschätzen.

Wir brauchen aber auch Verantwortungsträger, die uns vorbildhaft Kompetenz, Ruhe und Gelassenheit vermitteln, und nicht die allgemeine Aufgeregtheit durch populistische Vorschläge weiter schüren. Wir brauchen einen individuellen, neuen Zugang zur Abschätzung unserer persönlichen Betroffenheit von weltweiten Ereignissen und den daraus abzuleitenden sinnvollen Maßnahmen für unser eigenes Leben, ohne der Verführung von irrationalen, kurzfristigen aber populären Ideen zu glauben.

Denn selbst wenn wir kurzfristig populistischen Ideen folgen könnten und würden, was würde es ändern? Die weltweite Migration kann nicht durch nationalstaatliche Maßnahmen in den Griff gebracht und auch die Terrorgefahr wird durch polizeistaatliche Maßnahmen oder Bekleidungsvorschriften nicht zu lösen sein.

Ja, die Welt wird uns weiter herausfordern, aber es wird auch 2017 lebenswert sein, vor allem wenn man das Glück der Geburt in Mitteleuropa in einem der wohlhabendsten und sichersten Länder der Welt hat. Daran sollten wir stets denken.

Univ. Lekt. Mag. Dr. Klaus Atzwanger ist Verhaltenswissenschaftler und Unternehmensberater.

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