Allein im ersten Quartal 2023 gab es laut Statistik Austria 1.320 Firmeninsolvenzen, um über ein Viertel mehr als im ersten Quartal 2022. Schlechte Nachrichten auch aus Deutschland. Im Juni gab es dort so viele Insolvenzen wie seit sieben Jahren nicht mehr. Die deutsche Wirtschaft – der Konjunkturmotor Europas – steckt überhaupt schon in einer Rezession (so wie eigentlich auch die EU) und wird laut Prognose der meisten Forschungsinstitute im Gesamtjahr 2023 schrumpfen.
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Auf den zweiten Blick gilt es zu relativieren. Kika/Leiner oder Forstinger waren schon vor Covid Krisenfälle. Genauso wie viele andere Unternehmen im Handel oder in der Gastronomie. Die Gastronomie ist traditionell überhaupt schlecht kapitalisiert. Durch die Covid-Hilfen und das zeitweilige Aussetzen der Insolvenzantragspflicht wurden viele Unternehmen künstlich am Leben erhalten. Jetzt freilich ist Zahltag.
Die Notenbanken werden die Leitzinsen weiter erhöhen, um den Aufschwung und die Kaufkraft einzudämmen und damit die Inflation zu senken. Weil die Inflation das größere Übel ist. Dumm ist, dass die Inflation künstlich ausgelöst wurde. Die erratischen Lockdowns während Corona verursachten eine Weltwirtschaftskrise. Die Globalisierung kam fast zum Erliegen. Die Lieferketten rissen. Waren wurden knapp. Die Preise stiegen. Putins Überfall auf die Ukraine und die Sanktionen haben die Inflation dann so richtig befeuert.
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Um das Schlimmste zu verhindern, wurden Mega-Hilfspakete geschnürt. Österreich ist da mit seiner Gießkannenpolitik ein Sonderfall. Das ist auch einer der Gründe, warum hier die Inflation mit acht Prozent noch immer weit über dem Schnitt im Euroraum (5,5 Prozent) liegt und erst jetzt Firmen krachen, die vor Corona schon in Schieflage waren.
In Summe wird sich in den kommenden Wochen und Monaten entscheiden, ob die „Operation Leitzinserhöhung“ der Notenbanken durchschlagend wirkt und die Inflation nachhaltig überall sinkt. Es steht jedenfalls Spitz auf Knopf. Schließlich muss man darauf achten, dass nicht auch gesunde Unternehmen in die Pleite schlittern, weil ihnen hohe Zinsen, hohe Materialkosten und immer höhere Personalkosten um die Ohren fliegen. Dann hätten wir wirklich eine schwere Krise.
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