Neue Wege wagen
Martina Salomon
04.02.20, 05:55Vordergründig können wir beruhigt sein – die Arbeitslosigkeit sinkt (allerdings steigt die Zahl der Schulungsteilnehmer).
Gründe sind die noch immer gute Konjunktur, die für Beschäftigtenhöchststand sorgt, und die Niedrigzinsen, die einen Bauboom ausgelöst haben. Nachhaltig ist das wohl nicht (der Immobilienmarkt ist laut IWF schon „überhitzt“), daher sollte man beunruhigende Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt nicht ignorieren. Die da wären: Für ältere Arbeitnehmer ist es extrem schwierig, einen neuen Job zu finden. Das Handwerk laboriert an Imageproblemen (die Regierung bemüht sich immerhin um Aufwertung). Wir haben wenig Anreize für qualifizierte (aber hohe für unqualifizierte) Zuwanderung. Schulabgänger sind oft miserabel ausgebildet und müssen nachqualifiziert werden. Und seit Jahrzehnten gibt es zu wenig Techniker.
Alles zusammen hat Personalmangel erzeugt, nicht nur in der IT: Da gibt es ganze Stockwerke von Pflegeeinrichtungen und OP-Säle, die deswegen geschlossen bleiben; Gastronomen (selbst in der gehobenen Kategorie), die Wochenendsperre haben, weil Kellner und Köche zu finden ohnehin schon schwer und für Feiertage unmöglich ist; einen Bäcker, der sein Filialnetz wegen Verkäufer-Mangels nicht ausweitet.
Kann schon sein, dass manche Firmen niemanden finden, weil sie Arbeitnehmer schlecht behandeln. Vielleicht gibt es aber auch zu hohe Anreize für Nicht-Leistung. Und abschreckende Auflagen für Firmen. Siehe ein neues OGH-Urteil: Einen Mitarbeiter zu kündigen, selbst wenn er bei der Einstellung bereits über 50 war, könnte sozialwidrig sein. Welche Firma wagt es dann, Älteren eine Chance zu geben? Für einen nachhaltigen Arbeitsmarkt braucht es innovative, manchmal auch unbequeme Wege. Diesbezügliche Ambitionen sind in der Regierung noch nicht sichtbar. Aber sie ist ja noch jung.
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