Nationalteams oder nur Gladiatoren?

Die europäischen Nationen verändern sich, auch aus historischen Gründen, nicht zu ihrem Nachteil.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Für Rassismus, wie auch immer er sich verkleidet, ist kein Platz.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Hautfarbe im Fußball

Das ging aber schnell mit dem Exit aus dem Öxit. Norbert Hofer wollte mit Überlegungen, die EU zu verlassen, in den neuen Wahlkampf starten. Bis er merkte, dass die Österreicher das Chaos nach dem britischen Volksentscheid genau beobachtet hatten. Kaum hatte Hofer gesehen, dass alle Meinungsumfragen deutlicher denn je gegen einen Austritt Österreichs aus der EU ausgingen, drehte er sich flott, wenn auch nicht elegant. Aber wir sind das ja gewohnt: Ihre Ansichten nach dem Wind aktueller Umfragen zu formen, das machen andere Politiker auch.

Da ist der FPÖ-Politiker Andreas Mölzer schon aus anderem Holz geschnitzt. Während in ganz Europa die Fußballspiele mit Hoffen und Bangen für die eigene Mannschaft und Bewunderung für die Isländer verfolgt werden, fordert Mölzer im mit Steuergeldern subventionierten Blatt Zur Zeit: "Schluss mit dem Pseudo-Patriotismus." Der Grund: Da würden Nationalspieler abgefeiert, die Gladiatoren seien und mit ihrer Nation nur am Rande zu tun haben. Viele Herren seien ja "erst vor Kurzem eingebürgert oder aus Zuwanderungs-Ghettos".

Das ist schon einmal falsch.David Alaba etwa ist ein geborener Wiener. Seine auf den Philippinen geborene Mutter hat in Wien Kranke gepflegt, der aus Nigeria stammende Vater war Gardesoldat im österreichischen Bundesheer. Viel mehr gelebter Patriotismus geht nicht. So wie die österreichische zeigt auch die Schweizer Nationalmannschaft ein Stück Wirtschaftsgeschichte. Beim Nachbarn spielen Kinder von albanischen oder spanischen Gastarbeitern, bei uns sind es eben serbische oder kroatische.

Respekt – Kein Platz für Rassismus

Bei Franzosen, Belgiern oder Portugiesen spiegelt sich in der schwarzen Hautfarbe der Spieler die Kolonialgeschichte Europas wider. Sie wurden, wie etwa Bacary Sagna, von senegalesischen Eltern in Frankreich geboren oder kamen wie William Carvalho aus Angola in die frühere Kolonialmacht Portugal. Die Polemik gegen nicht-weiße Europäer, die sonst gerne an der Zugehörigkeit zu einer anderen Religion aufbaut, funktioniert hier auch nicht. Viele Spieler zeigen ihre Dankbarkeit nach erfolgreichen Torschüssen mit einem Kreuzzeichen.

Aber wer mit dem Begriff Nationalmannschaft spielt, muss klären, was er unter Nation versteht. Zweifellos haben wir in Europa Staatsnationen, wo alle Bürger, die hier leben und über die Staatsbürgerschaft verfügen, gleiche Rechte und Pflichten haben. Mit Geburtsort oder Hautfarbe hat das nichts zu tun, mit klaren Werten aber sehr viel. Die Einhaltung der Menschenrechte zählt, Respekt für die aufgeklärte europäische Lebensweise, für andere Kulturen und Religionen. Für Rassismus, wie auch immer er sich verkleidet, ist kein Platz.

Da sind die Besucher der Fußballplätze oft schon weiter als sogenannte Intellektuelle. Die Zeit, wo man schwarze Kicker mit Bananen bewarf, sind hoffentlich vorbei. Sie alle sind Spitzensportler, keine Gladiatoren.

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