Wie es sich anfühlt, plötzlich nicht mehr cool zu sein

Wer um die 30 ist und sich von den zynischen Zuschreibungen der Zoomer nicht ertappt fühlt, der werfe den ersten Avocado-Toast.

Julia Pfligl

Wann sind wir bloß so alt geworden? Eben noch ließen sich die Millennials im Netz genüsslich über ihre Sandalen tragende, Eigenheim besitzende und Facebook liebende Elterngeneration aus (Okay, Boomer), schon stehen sie selbst am virtuellen Pranger. Generationenkarma, sozusagen. Und ganz ehrlich: Wer um die 30 ist und sich von den zynischen Zuschreibungen der Zoomer – so tauften Soziologen die um 2000 Geborenen – nicht ertappt fühlt, der werfe den ersten Avocado-Toast.

Die buttrige Umweltkillerfrucht rangiert laut Klischee ganz oben auf der Millennial-Hitliste – irgendwo zwischen Skinny Jeans (Anm. für Boomer: Röhrlhosen), peinlichen Instagram-Hashtags (#friyay!) und ihren heiß geliebten Harry-Potter-Büchern. Millennials, ätzte eine Tiktok-Userin Anfang 20, sitzen mit 32 Jahren in gemieteten Einzimmerwohnungen, wissen aber genau, welchem Hogwarts-Haus sie angehören. Ganz schön frech! (Gryffindor.)

Der Generationenkrieg erreichte seinen Höhepunkt, als die Jugend von heute (so fühlt es sich also an, das zu sagen) das tränenlachende Emoji für cringe erklärte. Wer popkulturell auf der Höhe ist, verschriftlicht seine Emotionen ironisch mit Totenkopf- oder Heul-Piktogramm. Okay, Zoomer. Man muss nicht alles verstehen.

Vielleicht sollte man mit 30 einsehen, dass man vom Jugend-Zeitgeist nur noch begrenzt Ahnung hat. Dass man von Tiktok hohen Puls bekommt und verwundert den Kopf schüttelt, wenn die Sängerin Billie Eilish 20 Millionen Insta-Likes für ein Foto ihrer neuen Frisur kassiert (wenn die nur wüssten, wie viel das in Schilling ist!). Mit 30 muss man nicht mehr cool sein. Man kann auch einfach mal enge Jeans anziehen, ein paar Lach-Emojis versenden und sich ungeniert der eigenen Verspießerung hingeben.

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