Wenn ein Rapper das Bezirksbudget sanieren soll
Das letzte Mal, als der 15. Bezirk einen Haufen Geld auf einmal ausgegeben hat, war im Sommer 2020. 100.000 Euro ließ man für den Gürtelpool springen.
Das war nicht nur der Großteil der Gesamtkosten für das Projekt (160.000 Euro), sondern entspricht auch einem Drittel des Kulturbudgets, das die Stadt dem Bezirk pro Jahr zur Verfügung stellt (300.000 Euro).
150.000 Euro hätte der Bezirk jetzt gern. Und zwar von RAF Camora. Österreichs berühmtester Rapper wurde als Raphael Ragucci in der Schweiz geboren, kam mit 6 Jahren nach Wien und einige Jahre später in Rudolfsheim-Fünfhaus auf die schiefe Bahn. Sein Schuldirektor nahm sich seiner an und verhinderte Schlimmeres.
Mittlerweile ist Ragucci 37 und millionenschwer – und will etwas „zurückgeben“: Vor einem Jahr kündigte er an, 150.000 Euro für die „Förderung Wiens in Sachen Musik, Kunst und Sport“ in einem „Fünfhaus-Fonds“ zu spenden.
Diese Woche witterte der grüne stellvertretende Bezirksvorsteher dann einen Skandal: Wo denn nun das Geld sei, ließ er Camora über die Medien ausrichten. Es sei noch nicht im Bezirk angekommen und die Summe mache immerhin fast die Hälfte des Kulturbudgets aus.
Da hat der Herr stv. Bezirksvorsteher wohl vergessen, dass Spenden freiwillig getätigt werden – und man sie nicht einfordern kann. Auch eine Nachfrage beim Künstler wäre eine Idee gewesen: RAF Camoras Geld ist nämlich schon vergeben – an den Verein Zeit!Raum; die Streetworker kennt der Rapper noch von seiner Kindheit im Dadlerpark.
Allzu gern hätten die Bezirke größere Budgets. Angesichts solcher Possen darf bezweifelt werden, dass manche Bezirkspolitiker in der Lage sind, ihre aktuellen Budgets zu verwalten. Sonst müsste wohl niemand bei coolen Gangster-Rappern um Geld betteln, das ihnen nie zugestanden ist.
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