Hab Hunger, muss aufs Klo: Wandern als kleine „Tour de Force“

Hab Hunger, muss aufs Klo: Wandern als kleine „Tour de Force“
Zum Glück ist das Gehirn gnädig und speichert Erfolgserlebnisse prominent ab: Wir sind oben angekommen!
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Kinder für die Wunder der Natur zu begeistern, kann Schwerarbeit sein. Vor allem, wenn sie dafür einen Berg erklimmen sollen. Mit ihren Beinen!

Diese Frechheit stelle sich mal einer vor: Kein Skateboard, kein Mountainbike, keine Inlineskates, kein Scooter, kein Hoverboard, der ureigene Körper soll das richten.

Ich weiß, dass es Familien gibt, die mit Vierjährigen siebenstündige Bergtouren machen, alle sind bestens gelaunt und erfreuen sich der Kulisse. Oben angekommen schießen sie ein fröhliches Familien-Selfie, um der Welt zu zeigen: Wir ziehen einen Bergfex groß. Beneidenswert.

"Wann sind wir da?"

Wir gehören nicht in diese Kategorie. Wenn wir mit unseren Kindern wandern gehen wollen, bedarf das schon vorab entsprechender Überzeugungsarbeit. Der dezente Hinweis, dass wir ja urlaubsbedingt mitten in den Tiroler Bergen sitzen – „Seht euch mal um, da wollen wir hinauf!“ –, erweckt leider keine Begeisterungsrufe.

Ist die Truppe dann abmarschbereit, wette ich innerlich bereits mein Leben darauf, dass sie innerhalb von fünf Minuten kommen werden, die zwei unleidlichen Fragen. Und da sind sie schon: „Wann sind wir da? Wie lange müssen wir noch gehen?“.

Gesudere und Glücksmomente

Was folgt, ist eine sich wiederholende Abfolge an Feststellungen, vorgetragen im Suderton: „Mir ist heiß“, „ich hab’ Durst“, „mir ist langweilig“, „ich hab’ eine Blase an der Ferse“, „ich muss aufs Klo“, „ich hab Angst vor den Kühen“. Dazwischen gibt es kurze Glücksmomente, etwa bei einer schönen Pflanze, einem Schmetterling oder wenn die Motivationssüßigkeiten ausgepackt werden.

Wir sind schlussendlich oben angekommen, die Kinder waren richtig stolz, als sie festgestellt haben, wohin diese Beine sie gebracht haben. Wir haben ein Selfie gemacht. Und das Gehirn ist zum Glück gnädig und speichert die Erfolgserlebnisse prominent ab. Wir sind also Bergfexe.

Hab Hunger, muss aufs Klo: Wandern als kleine „Tour de Force“

Claudia Stelzel-Pröll ist KURIER-Redakteurin in Oberösterreich

Kommentare