Verloren im Dschungel der Post-Corona-Begrüßungen

Verloren im  Dschungel der Post-Corona-Begrüßungen
Eine ausgestreckte Hand, die auf eine Corona-Faust trifft, kann im schlimmsten Fall politische Debatten auslösen und die Stimmung am Sommerfest trüben.

Julia Pfligl

Laut Social Media war alle Welt am Wochenende im Club (u 30) oder auf einer Hochzeit (ü 30) oder in der Schlange vor einer Impfbox. Die neue Freiheit fühlt sich gut an, doch sie birgt auch die eine oder andere Herausforderung im gesellschaftlichen Miteinander. Nach einem langen sozialen Winterschlaf wirkt Party-Small Talk mit vielen neuen Gesichtern so anstrengend wie ein Kreuzworträtsel in der New York Times, außerdem vergisst man, wie schnell ein Aperol Spritz an einem Sommerabend seine Wirkung entfaltet. An vieles muss man sich wieder gewöhnen, manches ist seit Corona noch komplizierter geworden – wie das Grüßen zum Beispiel.

Ist ja nicht so, als wäre „Hallo“ sagen vor der Pandemie eine gmahde Wiesn gewesen: Die immer breiter werdende Palette an Ritualen führte – zwischen den Generationen, aber auch im Freundeskreis – oft zu peinlichen, Pantomime-artigen Verrenkungen, weil der eine lieber umarmt, der andere aber zum Bussi-Bussi ansetzt oder nur die Hand reichen will (oder eine Kombination aus zweierlei im Sinn hat). Dass beide dasselbe planen und am Ende eine elegante Elmayer-Begrüßung hinlegen, war also schon damals eher unwahrscheinlich.

Jetzt, im Sommer zwischen den Wellen, ist die Verwirrung noch größer. Eine ausgestreckte Hand, die auf eine Corona-Faust trifft, kann im schlimmsten Fall politische Debatten auslösen und die Stimmung am Sommerfest trüben. Auch beim Umarmen tun sich Fragen auf – wie lange? Wie fest? Muss man vorher um Erlaubnis bitten, den 3-G-Status erfragen? Wird der Rücken getätschelt, gestreichelt oder besser gar nicht berührt?

Heute ist übrigens internationaler Tag des Kusses, und das klingt irgendwie nach einer ziemlich unkomplizierten Alternative.

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