Tschüss mit ü, Tschau mit au

Tschüss mit ü, Tschau mit au
Ich kaufe ein Doppel-S. Warum wir offenbar selbst beim Verabschieden im Stress sind
Anja Kröll

Anja Kröll

Wir haben doch keine Zeit. In der Früh müssen die Kinder in die Schule gebracht werden, der Chef will etwas, der Einkauf ruft, der Garten grünt dank so viel Regen schon wieder zu viel des Grünen und der dreckige Küchenboden wartet daheim.

Kurzum: Zu viele Aufgaben, für zu wenig Tageszeit.

Also wird gekürzt. Der Wunsch des Chefs kann warten und der Dreck vom Küchenboden wird auch nächste Woche noch da sein (ist er wirklich!). Womit wir mittendrin in der Prokrastination sind. Also dem pathologischen Aufschiebeverhalten.

Aber es gibt offenbar auch andere Wege, um Zeit zu sparen. So erlebt beim Einkaufen. Zugegeben nicht im Bergdorf, weil das Gegenüber sagte beim Verlassen des Geschäftes „Tschüss“ zu mir.

Im Bergdorf tschüssen Sie genau einmal, dann sagt Ihnen das Bergdorf sehr nachdrücklich, was es davon hält.

Doch halt, falsch. Das Gegenüber sagte nicht wortwörtlich Tschüss zu mir. Es meinte Tschüss, gesagt hat es: Tschü!

Da stand ich also. Völlig irritiert mit einem Tschü. Wartend auf ein Doppel-S. Doch es kam nicht.

Haben wir keine Zeit mehr für zwei Buchstaben einer Verabschiedung?

Stellen Sie sich vor, die verkürzte Abschiedsformel macht international Schule. Kriegt man in Italien nur mehr ein locker-flockiges Ci-(ao)?

Oder der Spanier wirft einem ein Adi-(os) hinterher?

Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn uns die Spanier Adi-en zum Abschied. Grad wir Österreicher, die nie mehr etwas mit einem Adi zu tun haben wollten.

Und wie würde das in Österreich ausschauen? Nur mehr ein Ba in Baba. Kein persönliches di in Pfiat di!

Schreckliche Vorstellung. Ich habe dann bewusst „Auf Wiedersehen“ gesagt. Weil ich mir viel Zeit lassen wollte.

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