Tiefenentspannt zurück aus dem Nichts

Tiefenentspannt zurück aus dem Nichts
Viel mehr als ein Urlaub. Sondern die Erkenntnis über erfrorene Beeren und was diese über das Leben aussagen
Anja Kröll

Anja Kröll

Reden wir über das Nichts. Mein Nichts des Urlaubs.

Wer hier aufmerksam mitliest, weiß, ich habe Ihnen vor wenigen Wochen verraten, dass ich im Urlaub einen ausgeklügelten Plan verfolge: Ich plane nichts.

Ich hatte keinen Flug auf eine Insel gebucht, kein Zugticket mit einem Nachtjet, kein Zimmer am See oder Berg gesucht.

Was all jene sehr verstörte, die sich im Vorfeld über meine Urlaubspläne informierten. Weil, wer Urlaub hat, der will Urlaub herzeigen. Der muss anderen von Reisen und perfekten Plänen erzählen.

Ich erzählte vom perfekten Nichts.

Und genau aus diesem bin ich nun wieder zurückgekehrt. Und es war „wunderherrlich“:

Wer sich nun mit Gustav Mahler auskennt, der hat schon eine Ahnung, was ich im Nichts gemacht habe. Richtig, ich war zum Wandern in Südtirol. Drei Zinnen, Pragser Wildsee, Plätzwiese. Spontan.

Daneben habe ich 8.000 Höhenmeter nach oben hin an Bergen zurückgelegt – soll noch einer sagen, so ein Nichts wäre nicht gut für die Ausdauer.

Und ich habe im Nichts tiefgreifende Erkenntnisse über das Leben allgemein gewonnen. Zum Beispiel über die Fähigkeit der Menschheit, Dinge abzuwarten.

Oder vielmehr ihre Unfähigkeit.

Denn wer Tausende Höhenmeter im September auf Bergen zurücklegt, der sieht Hunderte Menschen, die Beeren sammeln. Einige wenige Schwarzbeeren, sehr viele Preiselbeeren. Nun weiß der Bergdorfbewohner, dass Preiselbeeren nie, nie, nie vor dem ersten Frost, oder der ersten wirklich kalten Nacht gepflückt werden dürfen. Denn erst eine erfrorene Preiselbeere entfaltet ihren vollen Geschmack.

Aber das verstehen wohl nur jene, die verstehen, warum ein Urlaub ohne durchgetakteten Reisekalender „wunderherrlich“ sein kann.

Kommentare