Täglich grüßt das Murmeltier, wöchentlich lobt das Handy

Täglich grüßt das Murmeltier, wöchentlich lobt das Handy
Das Handy in der Hand war gestern. Nun sitzt das Handy an einem anderen Ort - im Hirn
Anja Kröll

Anja Kröll

Ich werde in letzter Zeit regelmäßig gelobt. Schriftlich. Mit Balkendiagrammen. Die noch dazu bunt sind.

Einmal in der Woche, und zwar pünktlich am Montag, teilt mir mein Handy mit, wie viel Zeit ich mit ihm in der vergangenen Woche verbracht habe.

Und es freut sich, wenn ich es vernachlässige. Weil sobald ich es weniger nütze, stellt es Wörter wie „Gratuliere“ voran. Gratuliere, sie haben XY Minuten weniger mit mir verbracht.

Liebe schaut anders aus.

Warum es mir diese ungefragten Analysen liefert, um die ich es nie gebeten habe? Ich vermute ein Update dahinter.

Aber somit weiß ich nun, dass ich in der vergangenen Woche täglich 2 Stunden und 20 Minuten mit dem Mobiltelefon verbracht habe.

Ob das viel ist? Keine Ahnung, weil mein Handy nicht so gescheit ist, mir Vergleichswerte zu nennen.

Es verrät mir lediglich, dass es um 18 Minuten weniger waren, als noch in der Woche vor der vergangenen Woche.

Dank Balkendiagramm weiß ich auch, dass der Montag mein handystärkster Tag ist (eh klar, alle nach dem Wochenende in Redelaune), während ich am Samstag die wenigsten Stunden mit dem Telefon verbringe.

Top-App ist WhatsApp, gefolgt von Facebook und Instagram.

Sie sehen, ich bin alt – nix Neumodernes im Ranking, wie TikTok oder so.

Aber die Frage, die sich nun stellt, ist: Verbringe ich durch diese Analyse wirklich weniger Zeit mit meinem Handy?

Ich sage Nein. Weil das kleine Kasterl hat es geschafft, sich auch in meine Gedanken zu schleichen, obwohl ich es gar nicht in Händen halte.

Ich denke nach, warum ich wie viel Zeit in welcher App verbracht habe und wie sich noch mehr Minuten sparen lassen.

Zu viel Handy. In der Hand und im Kopf.

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