Wie mich die richtige Sonnenbrille zur „rich mummy“ macht

Kindermund tut Wahrheit kund, besagt eine Redewendung. Das kann für uns Eltern beizeiten schmerzhaft sein. Speziell wenn der Nachwuchs beinhart und gnadenlos kommuniziert. Bei uns klang das kürzlich so:

Ich gestehe, ich habe einen kleinen Brillenvogel. Ich besitze nicht nur ein Exemplar, sondern, räusper, ein paar mehr als nötig. Da kommt es mir sehr entgegen, dass das Brillengeschäft meines Vertrauens Viererpakete zu einem günstigen Preis anbietet.

Es wäre sehr unvernünftig und wirtschaftlich quasi ein Verlust, nur ein Modell zu kaufen, das muss wirklich jeder verstehen. Ich komme also mit vier neuen Modellen, zwei normalen und zwei Sonnenbrillen, nach Hause und frage die modebewusste 11-Jährige um ihre Meinung.

Das artet wieder aus

Modell 1, sehr rote Fassung, sehr auffällig: Ihr Blick spricht Bände, sie sagt nur „granny-vibes“. Aha, damit ist alles klar. Modell 2 ist eine Sonnenbrille, ebenfalls rot, und hat eine durchaus extravagante Form: Das Kind hebt skeptisch eine Augenbraue und rät: „Wenn du das nächste Mal shoppen gehst, nimm mich bitte mit. Das artet sonst wieder aus.“ Dieser Schlag sitzt.

Nummer 3 würde ich in die Kategorie „unauffälliges Modell für Buchhalterinnen mit leichtem Hang zur Verhaltenskreativität“ einordnen. Aber siehe da, es wird für gut befunden, zumindest zeigt der Daumen nach oben.

Wahrheiten und andere Frechheiten

Das letzte Exemplar, eine Sonnenbrille, sehr dunkel, sehr groß, schießt den Vogel ab, denn sie wird so bewertet: „Gibt mir voll die rich-mummy-vibes!“ Jetzt frage ich Sie: Ist das gut oder schlecht?

Eine kurze Umfrage zeigt: Das ist gut! Jedes Kind will eine rich mummy oder zumindest eine, die so aussieht. Ich wäre dann Zweiteres, sobald ich diese Sonnenbrille trage. Dafür hat man also Kinder, unter anderem: Dass sie einem ungeschönt Wahrheiten und andere kleine Frechheiten ins Gesicht klatschen. Nur her damit!