Sehen Sie noch fern? Oder suchen Sie lieber?

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TV-Nostalgie: Die Online-Mediathek hat uns vom vorgegebenen Zeitplan durch das Fernsehprogramm befreit.
Laila Docekal

Laila Docekal

Sitzen Sie eigentlich noch pünktlich zum Hauptabendfilm (oder vielleicht schon vorher zur ZiB1) vor dem TV-Gerät? Das TV-Programm hat, so scheint es, als Taktgeber für den Tagesablauf ausgedient. Die Online-Mediathek, die es einem ermöglicht, Sendungen Stunden oder Tage später anzusehen – wenn es einem eben in den Kram passt –, hat uns vom vorgegebenen Zeitplan durch das Fernsehprogramm befreit.

Eh schön. Aber nicht alles daran. Früher gab es eine herrliche Ausrede, um vor der Glotze zu essen. Immerhin wollte man nicht den Anfang des Films verpassen und überhaupt hatte es seinen eigenen Charme, sich rechtzeitig vor dem Start mit dem Teller auf die Couch zu knotzen.

Dann auch noch die Werbepausen. Natürlich haben die genervt. Aber sie waren auch perfekte Gelegenheiten, um sich eine Nachspeise zu holen oder kurz aufs stille Örtchen zu verschwinden, oder?

Heute haben wir die Freiheit, uns diese Dinge einzuteilen. Mit der Macht der Pause-Taste bestimmen wir selbst, wann wir zur Toilette gehen. Und wenn wir etwas Wichtiges verpasst haben, weil das Chips-Packerl gerade so laut geraschelt hat, spulen wir einfach zurück.

Zu schön, um wahr zu sein: Im Schatten der Streaming-Dienste verbringt man den Hauptabend heute eher damit, sich durch die endlose Auswahl zu klicken. Ein Film, der 190 Minuten dauert? Viel zu lang. Dann lieber eine Serie mit kurzen Episoden zu je 50 Minuten. Die Handlung zieht sich über 15 Folgen. Und vier Staffeln. Da ist das TV-Programm dann wenigstens über Wochen fixiert, bevor man sich wieder den Suchprozess antun muss.

Höchste Zeit, mal wieder ins Kino zu gehen. Und es sich pünktlich vor dem Start der Trailer mit Popcorn in der Hand auf dem Kinosessel gemütlich zu machen.

laila.docekal@kurier.at

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