Pflegenotstand: Von Nächstenliebe kann niemand leben

Pflegenotstand: Von Nächstenliebe kann niemand leben
Da braucht es niemanden zu wundern, wenn es kaum noch jemanden in diesen Beruf zieht. Wenn es mehr Ausbildungsstellen als Auszubildende gibt.
Laila Docekal

Laila Docekal

Es ist schon absurd. Da gibt es zahlreiche Menschen, die sich bereit erklären, für die Gebrechlichsten in unserer Gesellschaft zu sorgen. Sie zu füttern, sie zu waschen und anzuziehen. Und die Launen jener, die ihrer Emotionen nicht mehr ganz mächtig sind, auszuhalten.

Und das nicht nur, weil diese Menschen ihr Leben lang für dieses Land gearbeitet und zum heutigen Wohlstand beigetragen haben. Sondern aus Nächstenliebe. Weil sie Freude daran haben, Schwachen zu helfen und für sie zu sorgen. Weil ein kleines Lächeln schon größter Dank sein kann.

Vor Jahren habe ich selbst einmal für einen Bericht zwölf Stunden lang einen Dienst in einem Altenheim begleitet. Höchste Demut und Respekt reichen nicht aus, um zu beschreiben, welche körperlichen und seelischen Belastungen in einer einzigen Schicht bewältigt werden müssen. Wie viel Verantwortung auf einem lastet.

Und dann muss man sich einmal ansehen, wie für dieses Herzblut gedankt wird. Mit Gehältern, mit denen der Alltag kaum bezahlt werden kann. Mit Arbeitszeiten, die kaum mit einem Familienleben vereinbar sind. Schon gar nicht als Alleinerzieherin, wenn die Beziehung wegen Zeit- und Aufmerksamkeitsmangel ohnehin schon in die Brüche gegangen ist.

Da braucht es niemanden zu wundern, wenn es kaum noch jemanden in diesen Beruf zieht. Wenn es mehr Ausbildungsstellen als Auszubildende gibt. Von Nächstenliebe und Herzblut alleine kann niemand leben.

Und während händeringend nach Menschen gesucht wird, die sich trotzdem dieser Mammutaufgabe stellen wollen, werden die letzten abgewiesen, die sich freiwillig dafür melden. So wie Yasaman. Sie möchte gerne in den Pflegeberuf gehen, doch als Asylwerberin darf sie seit fünf Jahren nicht arbeiten. Stattdessen hält sie einen negativen Asylbescheid in den Händen und fürchtet ihre Ausweisung.

Es ist schon absurd.

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