Pandemie-Small-Talk: Und, wie hoch ist dein Antikörperstatus?

Pandemie-Small-Talk: Und, wie hoch ist dein Antikörperstatus?
Dankenswerterweise hat uns Corona auch Gesprächsthemen geliefert, auf die sich alle einigen können.

Julia Pfligl

Es gibt Dinge, die wären vor Corona undenkbar gewesen. Etwa, dass die Frage „Und, ist deine Mutter auch schon geboostert?“ heute ganz beiläufig beim Mittagessen gestellt wird und jeder weiß, was damit gemeint ist. Auch die zuletzt im Freundeskreis gefallenen Sätze „Weißt du schon, was du zum dritten Stich anziehst?“ oder „Kannst du gurgeln, bevor wir uns auf einen Kaffee treffen?“ hätten vor wenigen Monaten noch wenig – beziehungsweise einen komplett anderen – Sinn ergeben.

Corona hat nicht nur den Inhalt unserer Gespräche, sondern auch die Sprache an sich geändert. Quasi laufend finden neue Vokabel aus dem Virus-Kosmos in unseren Wortschatz. Vom „Babyelefant“ aus dem 20er-Jahr spricht heute kaum noch wer, dafür hat es nun „3-G“ – ohne ein richtiges Wort zu sein – auf die Nominierten-Liste der Wörter des Jahres geschafft. Es sieht so aus, als würde es noch vor der Wahl im Dezember von seinen Nachfolgern „2-G“ und „2-G+“ überholt werden.

Dankenswerterweise hat uns Corona auch Small-Talk-Inhalte geliefert, auf die sich alle einigen können. Dazu zählt neuerdings der persönliche Antikörperstatus von Geimpften und Genesenen (kürzlich im Büro: „Also ich hab über 2.000“ – „Wow, ich nur 390, mein Onkel 95“). In präpandemischen Zeiten bestenfalls ein Nischenthema für Medizinstudenten, heute Basiswissen wie Handynummer oder Körpergewicht.

Manchen bleibt angesichts der aktuellen Déjà-vu-Situation die Sprache auch ganz weg. Ein typischer Dialog aus dem zweiten Corona-November:

„Wie geht’s?“

„Jo eh, alles ein Wahnsinn. Und selbst?“

„Jo, eh auch.“

Haben wir es nach den vielen Kontaktreduktionen verlernt? Möglich. Manchmal gibt es auch einfach nicht mehr zu sagen.

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