Ein Oliven-Berg im Kühlschrank ist ein schöner Anblick
Wenn unbedarfte Landmenschen über den Wiener Naschmarkt bummeln, kann viel passieren. Ich habe zwar selbst elf Jahre in der Hauptstadt gelebt, aber offensichtlich sind alle Erinnerungen an ortskonformes Verhalten verblasst.
Wir schlendern an den Standeln vorbei, sehen scheinbar sehr hungrig aus, denn ein Mann schreit: „Du, Chefin, kosten Oliven!“ Ich lehne zuerst ab, Essen von fremden Menschen auf der Straße anzunehmen, ist mir suspekt. Der Verkäufer lässt nicht locker: „Los, Chefin! Und du auch, Chefe!“, zu meinem Mann.
Geschmack nach Urlaub und Meer
Wir probieren zwei, drei Oliven, sie schmecken herrlich nach Urlaub, Meer und Süden. Unsere dezente Verzückung wird sofort bemerkt, es folgt ein Redeschwall über Herkunft, Geschmack, Qualität, die Möglichkeit des Vakuumierens und somit der Haltbarmachung.
Bis dahin wissen wir es nicht, aber plötzlich ist sonnenklar: Wir brauchen Oliven. Also geben wir den Auftrag, die verschiedenen Sorten zu mischen. Ich sehe, wie der Verkäufer Unmengen an Oliven in einen Plastiksack schaufelt, rufe mehrmals zwischen: „Nicht so viel!“, werde ignoriert, auch, weil mein Mann den geschäftstüchtigen Händler mit einem „Passt schon!“ ermuntert. Der vakuumierte Sack ist zwei Kilo schwer. Wir haben um 75 Euro Oliven gekauft.
Stinksauer mit Käse
Ich bin stinksauer – auf den Verkäufer, auf meinen Mann, auf den Sack mit Inhalt, der mir gegen das Schienbein schlägt, auf alle Olivenhaine der Welt. Der Naschmarkt-Standler hat offenbar ein schlechtes Gewissen, denn immerhin schenkt er uns ein großes Stück Trüffelkäse dazu. Das versöhnt mich ein wenig.
Jedes Mal, wenn ich jetzt den Kühlschrank öffne, muss ich schmunzeln. So ein Oliven-Berg ist ein schöner Anblick. Wir werden uns noch lange daran erfreuen.
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