Die Angst auf dem Sozius ist eine schlechte Begleiterin

Die Angst auf dem Sozius ist eine schlechte Begleiterin
Motorradfahren kann man, muss man aber nicht. Wenn doch, bitte dreifache Vorsicht!
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Eventuell hat ein nahender, runder Geburtstag mit einem Vierer vorne damit zu tun, dass ich mir neue Fähigkeiten zulegen möchte. Etwa jene des Motorradfahrens. Als Kind bewunderte ich meine Tante, die vor dreißig Jahren mit ihrer Maschin’ durch Nordafrika und die Türkei fetzte. Manchmal durfte ich auf dem Sozius Platz nehmen. Ein tolles Gefühl, das offenbar ein paar Jahrzehnte später wieder an die Oberfläche blubbert. Mutig meldete ich mich also für den A-Schein an.

Meine Familie fand das nicht lustig. Im Gegenteil: Die Neunjährige, strenge Finanzplanerin des Haushaltes, holte mich gleich auf den Boden der Realität zurück: „Mama, das ist doch voll der Blödsinn und Geldverschwendung, wenn du 1.200 Euro ausgibst, nur um vielleicht schwer verletzt zu werden oder zu sterben.“ Aha, ja, so kann man es sehen. Die Mittlere weinte bittere Krokodilstränen und flehte mich an, die Anmeldung sofort rückgängig zu machen.

Der Zufall spielte ihr in die Hände. Denn am Wochenende konnte ich wieder mal aufsteigen auf ein wildes Gefährt. Die Kupplung kommen lassen, Bremse loslassen, Gas geben und ab geht’s – in der Theorie zumindest. Ich stellte relativ rasch fest: Das ist gar nicht so einfach. Und ich habe Angst. Vor allem davor, dass ich dieses Ding nicht halten kann und es umfällt. Hat ja ein paar Kilo. Nach wenigen Minuten des Probierens stellte ich das Motorrad demütig ab und stornierte den Kurs.

Die Moral von der Geschicht’: Motorrad fahren kann man, muss man aber nicht. Wer sich dafür entscheidet, braucht viel Übung und noch mehr Umsicht im Straßenverkehr. Wissen Sie, wie Ärzte mit schwarzem Humor Menschen auf Motorrädern nennen? Ersatzteillager. Deswegen: Aufpassen und lieber drei Mal schauen!

Claudia Stelzel-Pröll

KURIER-Redakteurin Claudia Stelzel-Pröll

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