Was soll die „jahrmillionenalte Verfassung“ der Natur sein?

Was soll die „jahrmillionenalte Verfassung“ der Natur sein?
Wenn sich bestimmte Parteien Sorgen machen um die "Rolle der Frau" in der heutigen Gesellschaft, wird es meistens gruselig
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Es gibt Texte, die man aus Verdutztheit mehrmals lesen muss, damit das Hirn glauben kann: Das steht da wirklich. So ist es mir dieser Tage mit einer Aussendung der Partei MFG Österreich ergangen.

Titel: „Irrweg Frühsexualisierung“. In diesem Kontext stand da: „Die besondere Rolle der Frau in der Gesellschaft und der Versuch, die jahrmillionenalte Verfassung der Natur umzustoßen, hat in letzter Zeit ein bedenkliches Ausmaß erreicht.“ Ich könnte im Strahl kotzen, so grauslich ist das. Außerdem wird noch gegen „Drag-Queens, die aus Kinderbüchern lesen“, gewettert, vor „Frühsexualisierung als Gefahr für die psychologische und soziale Entwicklung“ gewarnt, und propagiert: „Diese Themen sind in der Familie am besten aufgehoben“.

Ungerechte Verteilung der Last

Was ist damit gemeint? Dass wir Frauen weiter kleingehalten werden, jene Jobs ergreifen, die Männer nicht machen wollen und dafür viel weniger bezahlt bekommen? Dass Care-Arbeit unverhältnismäßig zu unseren Lasten verteilt ist? Dass wir uns blöde Sprüche anhören müssen, wenn wir Zeit und Ressourcen für uns selbst beanspruchen? Falls das gemeint ist: Wo ist das seit Jahrmillionen in der Natur so?

Bezüglich Frühsexualisierung: Kinder stellen Fragen. Es ist an uns, diese Fragen altersentsprechend zu beantworten. „Viele Erwachsene haben Komplexe. Sich mit der kindlichen Sexualität zu beschäftigen, bedeutet auch, sich mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen: Wie wurde ich aufgeklärt?“, weiß Sexualpädagogin Magdalena Heinzl. Weil deshalb in vielen Familien geschwiegen wird, ist es wichtig, dass in Bildungseinrichtungen ein offenes Klima herrscht und fundierte Aufklärungsarbeit passiert. Das ist die Verfassung der Natur, ganz sicher.

Was soll die „jahrmillionenalte Verfassung“ der Natur sein?

Claudia Stelzel-Pröll ist KURIER-Redakteurin in Oberösterreich

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