Kleine Gesten der Menschlichkeit: Kosten nichts und tun so gut
Drei Bahnsteige entfernt sahen wir ihn rausspringen, offensichtlich in großer Eile. Er wollte den Zug ein paar Gleise weiter unbedingt erwischen. Er rannte los, die Treppen nach unten, verschwand in der Passage, tauchte Sekunden später wieder auf. In flottem Tempo düste der Mann die Stiegen nach oben.
In der Hand trug er den Koffer einer Frau, die sich offensichtlich über die Hilfsbereitschaft freute. Oben angekommen stellte er den Koffer ab, rannte zu den Zugtüren und versuchte, ins Abteil zu kommen. Die Türen blieben zu. Alle, wirklich alle am Bahnsteig, die die Szene beobachtet hatten, fieberten mit. Irgendwann gingen die Türen doch nochmals auf, der Mann verschwand im Abteil und ein erleichtertes Raunen ging durch die Menge.
Kleine Geste, große Wirkung
Warum messe ich dieser kurzen Szene so viel Wert bei? Warum berichte ich davon? Weil es genau diese kleinen Gesten der Menschlichkeit sind, die uns ausmachen. Selbst im Stress noch Augen für die Bedürfnisse anderer zu haben, ist keine Selbstverständlichkeit. Die meisten von uns – ich nehme mich da nicht aus – wären wahrscheinlich so fokussiert auf das Erwischen des Zuges gewesen, dass sie die Frau mit dem schweren Koffer auf den Stiegen gar nicht bemerkt hätten.
Ich denke unglaublich gerne an Situationen, in denen mir Ähnliches passiert ist. Nämlich, dass ich wahrgenommen wurde und mir Menschen spontan, unkonventionell und ohne auf Rückvergütung aus zu sein, geholfen haben. Einfach so, aus reiner Freundlichkeit. Was gibt es im Gegenzug? Ein echt breites Grinsen und ganz viel Dankbarkeit. Sind beides Dinge, die man sich nirgends kaufen kann und die deswegen besonders wertvoll sind. Halten wir die Augen (und das Herz) offen!
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