Memento mori oder: Der eigene Name auf dem Grabstein

Memento mori oder: Der eigene Name auf dem Grabstein
Freuen Sie sich am Leben. Vielleicht gerade jetzt, weil Allerheiligen bevorsteht
Anja Kröll

Anja Kröll

Ein Gedankenexperiment.

Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie es wäre, wenn Sie vor ihrem zukünftigen Grab stehen und dort am Grabstein Ihren Namen lesen würden?

Ich will nicht morbide erscheinen, nur weil jetzt Allerheiligen ist, aber vielleicht ist dies genau der richtige Tag, um über diese Dinge zu reden.

Denn in Kärnten, vielleicht im Osten auch, ist es üblich, dass sich noch Lebende ihre Namen sowie Geburtsdaten auf Grabsteine eingravieren lassen.

Einzig frei bleibt das Sterbedatum.

Da fragt man sich warum?

Also warum der Tag des Ablebens leer bleibt, ist schon klar, aber was bringt diese Vorkehrung?

Ersparnis keine, weil der Steinbildhauer zum Eingravieren des Sterbetages ja so oder so anreisen muss. Und Mengenrabatt gibt’s wohl auch keinen.

Als ich letztens unser Familiengrab mit Ästen für den Winter und Allerheiligen hergerichtet habe, traf ich eine alte Frau, die ihren Namen bereits eingraviert hat.

Zwischen Zirbenzweigen und Wachholderstauden stellte ich die eine Frage: Warum?

„Weißt, Dirndale (darum mag ich Kärnten, weil man hier mit 42 immer noch als junges Mädchen durchgeht), sterben müss ma doch alle. Nur vergessen tu ma das gerne. Und da schadet’s nicht, wenn man von Zeit zu Zeit dran erinnert wird, wenn man seinen Namen auf einem Grabstein liest.“

Weit weg von morbid. Sehr nahe an jenem Lebensglück, das sich in kleinen Momenten erschließt, die wir alle wohl viel zu oft als viel zu verständlich betrachten.

Darum stellen Sie sich zu Allerheiligen vielleicht für einen Moment am Grab ihrer Verstorbenen vor, wie es wäre, wenn dort ihr Name stehen würde.

Und dann freuen Sie sich. Am Leben.

Kommentare