Meinl-Reisinger und der Bikini: Gleiches Recht für alle, auch in der Politik
Wie sexy darf ein Politiker sein? Diese Frage hört man komischerweise selten, wenn der ORF wieder einmal den im Pool planschenden Norbert Steger aus dem Archiv kramt. Der damalige FPÖ-Chef ging 1981 als Badehosen-Interviewter in die Geschichte ein; seitdem wird er jedes Jahr als kultig-launige Einstimmung auf die „Sommergespräche“ gezeigt. Anstößig findet diese Aufnahme heute wohl niemand.
Genau 40 Jahre später, am vergangenen Wochenende, postete Neos-Obfrau Beate Meinl-Reisinger ein kurzes Video auf ihrem Instagram-Profil, in dem sie erst für ihren Auftritt bei den „Sommergesprächen“ wirbt und anschließend in den Altausseer See köpfelt. Im Bikini. Im Urlaub. Skandal!
Wie viel Haut dürfen Politikerinnen zeigen? Die Debatte wird laut, sobald sich eine Frau im politischen Umfeld freizügiger gibt als gewohnt (zuletzt beim Porträtfoto der finnischen Premierministerin). Männern wird die halb nackte Inszenierung schon eher zugestanden: im Sinne der Volksnähe (Salvini auf Stimmenfang im Beachklub) oder testosterongespickten Machtdemonstration (Putin oben ohne, reitend, angelnd).
Frauen, das zeigte zuletzt die Diskussion um das Outfit der Beachhandballerinnen aus Norwegen, haben dann sexy zu sein, wenn es ihnen vorgeschrieben wird – ansonsten gelten sie als peinlich und stillos (oder, im umgekehrten Fall, prüde). Ja, vom Bikinivideo im Insta-Profil würden Imageberater vermutlich abraten. Gefallen muss es auch nicht jedem. Andererseits fordern wir in der Politik ständig mehr Authentizität, weniger Eitelkeit – und mehr Frauen, die sich an die Spitze trauen.
Der ungekünstelte Clip passt zu Meinl-Reisinger, die auf Social Media immer wieder Selbstironie beweist. Eine Politikerin, die über sich selbst lachen kann – es soll uns in diesem Sommer wahrlich nichts Schlimmeres widerfahren.
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