Mein Gartenparadies: Weit weg von der Wimbledon-Länge, aber lernfähig
Unbehagen. Ich stehe wahnsinnig unter Druck. Der Grund für mein Unbehagen ist der Start der Gartensaison. Während mich meine neunjährige Tochter beschwört, ich dürfe ja keine Gänseblümchen töten, heulen andernorts schon die Rasenmäher und brummen die Vertikutiermaschinen.
Britische Variante. Einige meiner Nachbarn setzen auf die britische Variante. Sie schnipseln an ihrem Gras so lange herum, bis es die perfekte Wimbledon-Länge erreicht hat. Kein Maulwurf-Haufen darf ihr Auge trüben, Disteln seien Satans Werk, meinen grünen Traum nennen sie nicht Rasen, sondern spöttisch Wiese.
Marillenbaum. Mein grüner Daumen ist also höchstens hellgrün, ich beobachte mit Staunen, wie andere ihre Stauden und Rosengewächse radikal kürzen, damit sie dann noch schöner werden und ausgiebiger wuchern , während ich daran gescheitert bin , meinen Marillenbaum zuzudecken, als es nächtens frostig wurde. Er ist aber auch schon sehr, sehr hoch. Ärgerlich ist auch, dass der Untergrund so uneben ist. Mein Sohn wird deshalb eher kein Fußballer, obwohl der SKN St. Pölten dringend Nachwuchs gebrauchen könnte.
Dabei bin ich mit meinem Garten gar nicht unzufrieden. Ich weiß diesen Luxus zu schätzen, vor allem in Zeiten wie diesen, wo es in der Wohnung schnell eng wird, weil die Pandemie so unerbittlich auf das Gemüt drücken kann.
Tipps. Deshalb eine Bitte: Wenn Sie für mich Tipps haben, wie man einen Garten in wilder Schönheit wachsen und gedeihen lassen kann, dann schreiben Sie mir. Ich will mich nicht in die unzähligen Ratgeber einlesen, vertraue lieber auf ihr Wissen. Seien Sie also ehrlich zu mir, ob ich bald zum Hornbach muss.
Ich bin 42 Jahre alt und noch lernfähig.
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