Eine Prise, eine Messerspitze und ein Eitzerl – oder: Die Dosis macht das Gift

Eine Prise, eine Messerspitze und ein Eitzerl – oder: Die Dosis macht das Gift
Wenn es beim Kochen um Präzision geht, wird es komplex. Der Versuch einer Annäherung.
Christoph Schwarz

Christoph Schwarz

Der Kolumnist und die Tochter sind kulinarisch ein eingespieltes Team. So lange, bis es um Präzision geht. „Eine Prise“, verlas die Tochter mit Blick ins Kochbuch. „Wie viel ist das?“ Die Tochter ist mathematisch begabt. (Verglichen mit dem Vater sogar hochbegabt.) Seine Antwort – „Ein bissi halt“ – erfreute sie also wenig.

Auch an der Definition von „Msp“, also der Messerspitze, schieden sich die Geister. Soll sich das Pulver auf der Messerspitze aufhäufen? Welche Art von Messer? Und, fast philosophisch: Wie weit reicht die Spitze eines Messers?

Dass dererlei wichtig ist, lernte die Tochter im TV: Vor Jahren verloren wir uns in „Das geheimnisvolle Kochbuch“, einer Serie, in der Mädchen mithilfe eines Buchs magische Gerichte zauberten. Vergriffen sie sich in den Zutaten, passierte Abscheuliches.

Ein Spritzer sind fünf Tropfen

Wir recherchierten: Eine Prise ist jene Menge einer festkörnigen Substanz, die man mit Daumen und Zeigefinger (manche schwören auf drei Finger) greifen kann. (Das Wort rührt vom französischen prendre, also „nehmen“, her.)

Das Ergebnis kann also differieren, je nachdem, ob man ein elfengleiches Wesen ist oder Würschtelfinger hat. Die nächstgrößere Einheit ist die Messerspitze, das Doppelte der Prise. Man erhält sie, wenn man ein rundes Buttermesser vorne gehäuft mit Pulver belädt.

All das sind keine Gewichts-, sondern Raummaße. (Das Gewicht ist von der Zutat abhängig.) Genauso ist es beim gehäuften Teelöffel, der zwei gestrichenen entspricht. 2,5 Teelöffeln sind ein Esslöffel, der 16 Milliliter fasst. Ein Becher sind 120 Milliliter. Ein Gewichtsmaß ist das eischwer

es ist (no na) so schwer wie das Ei, das man gerade verwendet. Ein Schuss heißt, eine Flasche kurz zu kippen und mit dem Daumen rasch zu verschließen. Das ergibt zwei Zentiliter. Ein Spritzer sind fünf Tropfen.

Die Tochter nickte zufrieden, der Vater war verstört. Das oberösterreichische Eitzerl hält er nun vor ihr geheim. Es ist das Zweiunddreißigstel eines Pfundes. Oder ein Viertel eines Lots, das ein Löffel voll ist. Das Eitzerl ist zudem ident mit dem Quäntchen, das fast eine Messerspitze ist.

Also – Sie ahnten es – rund zwei Prisen. Alles klar?

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