Laut, schrill, lästig: Der Handy-Wahnsinn im Zug muss gestoppt werden
Sein größtes Glück. Vor einigen Jahren habe ich einen Mann getroffen, der sein halbes Leben im Gefängnis verbracht hat. Nach seiner Entlassung aus der Justizanstalt Stein wollte ich wissen, was für ihn Freiheit bedeutet. „Mein größtes Glück ist es, alleine mit dem Auto zu fahren. Ich öffne die Fenster, rieche die Landschaft, höre Musik dabei. Wenn ich Ruhe haben will, dann drehe ich das Radio ab und lasse meine Gedanken kreisen.“
Sirene. Am Mittwoch fuhr ich mit dem Zug nach Wien. Hinter mir saß eine Frau, die gleich nach der Abfahrt in St. Pölten zum Handy griff. Die Lautstärke ihrer schrillen Stimme glich einer schlecht gewarteten Feuerwehrsirene. Jene Passagiere, die nicht mit geräuschunterdrückenden Kopfhörern ausgestattet waren, durften das Gespräch mit einer gewissen Gerti deshalb in vollen Zügen genießen. Anbei ein (deutlich verkürzter) Auszug:
„Gerti?“
„Hörst du mich, Gerti?“
„Im Zug. Gerti?“
„Wir fahren durch einen Tunnel. Es ist furchtbar!“
„Durch einen T.U.N.N.E.L!“
„Massieren lass ich mich in Wien. Ja, hab ich dir ja schon einmal erzählt. Mein Kreuz, es wird nicht besser.“
„Ägypter oder Syrer. Österreicher sicher nicht. Ich sags dir, der drückt so richtig fest zu. Riesige Hände, riesig.“
„Dann sehen wir uns eh morgen. Wieder einmal tratschen, gell. Gerti? Hallo?“
Irgendwann schloss ich die Augen, dachte an die Worte des Ex-Häftlings und daran, dass es noch viel mehr Handy-freie Zonen in Zügen geben sollte. Denn so fällt der Öffi-Umstieg recht schwer.
Bleiben Sie gesund!
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