Wenn das Wohnzimmer wieder ins Freie wandert
Jede Jahreszeit hat ihre eigene Geräuschkulisse. Viele von uns verlagern die Tage und Abende, je nach Möglichkeit und Temperatur, immer mehr ins Freie. Der eigene Balkon oder Garten, der Park, die Au oder der Wald werden zum zweiten Wohnzimmer. Was sich rundum tut, hören wir nun wieder verstärkt – ob wir es wollen oder nicht.
Das Surren des Hochdruckreinigers, das Brummen des Rasenmähers, das Knattern des Laubsaugers – in unserer Siedlung sind das aktuell die Top Drei in der Geräusche-Wertung. Bald werden sie abgelöst werden vom Plätschern des einlaufenden Poolwassers, vom Schnalzen der Fliegenklatsche und vom Gemurmel der Nachbarn beim Abendessen unter freiem Himmel.
Sehr tolerant
Wenn jemand für Tumult in der idyllischen Siedlung sorgt, sind es meistens wir. Unsere Kinder sind laut, wir Erwachsenen beizeiten auch. Wir hören gerne Musik bei offenem Fenster oder auf der Terrasse, kann sein, dass der Stil nicht jedem gefällt. Dafür sind wir sehr tolerant, wenn es rundum nicht immer leise zugeht: Wenn der Nachbar hinten telefoniert, als ob er die Verbindung zwischen hier und dort tatsächlich mit Schallwellen herstellen müsste. Wenn zwei Straßen weiter eine hitzige Diskussion unter Einbeziehung eventueller sprachlicher Finessen eskaliert. Oder wenn der Teenager seinen Gatschhupfer, äh sein Moped, in beinahe konzertanter Manier beschleunigt. Alles halb so wild.
Das Schöne ist doch: Wir hören einander, reden miteinander, sehen und bemerken uns über die Zäune, Balkone und Wiesen hinweg. Das ist nach monatelangem Einigeln in den eigenen vier Wänden ein tolles Gefühl und das tut uns allen gut. Bis auf ein paar Ausnahmen sind wir nämlich alle sehr soziale Wesen.
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