Körperhaare, Kinderwunsch – und ein Kampf, der noch nicht gewonnen ist

Körperhaare, Kinderwunsch – und ein Kampf, der noch nicht gewonnen ist
Frauen entscheiden selbst, was ihnen gefällt. Und müssen Aussehen, Sexualität und Lebensentscheidungen vor niemandem rechtfertigen.

Julia Pfligl

In jeder Freundinnengruppe gibt es diese eine Frau, die zur Vorzeigeaktivistin avanciert, während die anderen beim Wort "Feminismus“ entnervt die Augen überdrehen. So wie M., die schon in der Schule laut wurde, wenn es um Gleichstellung und Frauenrechte ging.

Vor einigen Jahren, mit Ende zwanzig, hörte sie auf, Beine und Achseln zu rasieren. Weil sie sich keinem Schönheitsdiktat mehr unterwerfen wollte, das vom männlichen Blick geprägt war.

Ein radikaler Schritt? Durchaus, wenn man wie sie in der hyper-oberflächlichen Ära Instagram sozialisiert wurde. Doch ausgerechnet dort, im virtuellen Bilderbuch der Millennials, widersetzen sich junge Frauen nun immer öfter gesellschaftlichen Erwartungen, indem sie ungeschönte Fotos von Körperhaaren, Dellen oder Hängebrüsten posten (siehe Seite 25).

Die Botschaft, zusammengefasst unter dem Schlagwort #femaleempowerment, geht über bloße Schönheitsideale hinaus: Frauen entscheiden selbst, was ihnen gefällt. Und müssen ihr Aussehen, ihre Sexualität und ihre Lebensentscheidungen vor niemandem rechtfertigen.

Apropos Lebensentscheidungen: Gerade steht bei Freundin M. die K-Frage im Raum, also ob sie und ihr Freund – beide sind Anfang dreißig und beruflich gut aufgestellt – Kinder bekommen sollen. Er will, sie eigentlich auch. Und dennoch zögert sie. Weil sie weiß, dass ein Großteil der Sorgearbeit an ihr hängen bleiben und ihrer Karriere einen ordentlichen Dämpfer verpassen wird, während gleichaltrige Männer bei gleicher Qualifikation lächelnd an ihr vorbeiziehen.

Solange sich junge Frauen (und damit auch ihre Partner) solche Gedanken machen müssen, braucht es den Frauentag. Und mutige Freundinnen wie M., die nicht müde werden, diese Schieflagen aufzuzeigen.

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