Ich liebe Instagram, ich hasse Instagram, ich liebe Instagram, ich hasse ...

Ich liebe Instagram, ich hasse Instagram, ich liebe Instagram, ich hasse ...
Die Absurdität der sorgsam kuratierten Parallelwelt offenbart sich spätestens dann, wenn ein Krisenherd die Schlagzeilen beherrscht.

Julia Pfligl

Ach, was täten wir nur ohne Instagram. Wir wüssten nicht, wohin wir reisen und brunchen gehen sollen, wie es um den Beziehungsstatus sämtlicher Ex-„Bachelor“-Kandidaten steht und wo J.Lo und Ben Affleck am Wochenende geturtelt haben. Das virtuelle Bilderbuch der Millennials birgt viele Vorteile, dennoch ist die App – zumindest ein Teil davon – über die Jahre unerträglich nervig geworden.

Woran das liegt? Zum einen an der uniformen Ästhetik der Lifestyle-Influencer, aus der es beim längeren Scrollen einfach kein Entrinnen gibt. Früher oder später stößt man ganz sicher auf Wohnzimmermarmortische mit Ranunkelsträußen, auf perfekt geformte Bikinibodys auf den Stränden Mykonos’ oder romantische #couplegoals (also Pärchenbilder) beim Traumurlaub auf den Malediven.

Gefühlt sind alle immer auf Reisen, haben penibel aufgeräumte Wohnungen und ein frakturfreies Liebesleben. Zwar wird ständig #MehrRealitätaufInstagram und #bodypositivity eingefordert, gezeigt wird diese aber meist nur dann, wenn die Imperfektion auch als solche gekennzeichnet ist.

Die Absurdität der sorgsam kuratierten Parallelwelt offenbart sich spätestens, wenn ein Krisenherd die Schlagzeilen beherrscht: Dann zwickt der gelernte Influencer ein „Pray for Afghanistan“ zwischen die Shampoowerbung und die Açai-Bowl und schwadroniert eine Story lang über die eigene Betroffenheit.

Da hilft manchmal nur eine Auszeit. Um Distanz zum Insta-Wahnsinn zu bekommen, führte die britische Gesellschaft für öffentliche Gesundheit vor einigen Jahren daher einen „Scroll Free September“ ein. Nur so, falls jemand nach all den Mykonos-Bildern eine #Herbstinspiration benötigt.

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