Hackschnitzel im Museum: !Nicht berühren!
Kinder, speziell unsere, und Museen in Kombination verursachen in mir eine leichte Unruhe. Ich spreche nicht von ausgewiesenen Kindermuseen, in denen nach Herzenslust getobt, alles angetatscht und ausprobiert werden darf. Ich spreche von solchen Museen, in denen ein leiser Huster mit kritischen Blicken bedacht wird, stört er doch das kunstsinnige Vertiefen in die imposante Ölmalerei des frühen 19. Jahrhunderts. Vergangenen Sonntag atmeten mein Mann und ich tief durch, und entschieden: Wir probieren es mal wieder.
Alle eingestimmt
Die Truppe, also unsere drei Töchter, wurde bereits im Auto eingeschworen: „Nicht laufen, nicht herumschreien, nichts mampfen.“ Optimistisch ging es derartig gut vorbereitet ins Linzer Schlossmuseum.
Das riesige Modell des Urzeit-Haies veranlasste die Vierjährige zur Frage: „Darf ich zwischen den Zähnen durchklettern?“ Freundlich wies ich auf die Schilder hin, die uns mit roten Rufzeichen anschrieen: „!Berühren verboten!“. Diese passiv-aggressiven Schilder fanden sich bei fast jedem Exponat, in jedem Stockwerk. Als selbiges Kind kurz ein einzelnes Hackschnitzel im Modell einer Hackschnitzelheizung berührte, bekam die Aufseherin bereits hörbare Schnappatmung. Und ich dachte mir nur: Geh bitte, das ist doch kein freaking Van Gogh im Original hier, sondern ein banales Stück Totholz.
Alles voller Verbote
Woanders wurden die Kinder ermahnt, sich der roten Absperrung nicht zu nähern, sonst ginge sofort der Alarm los. Aha, besser gesichert als der Louvre also. Ein Museum ist ein Museum. Aber ich kann nicht glauben, dass es an Verboten nur so wimmeln muss. Das geht doch anders, besser, erdiger, kreativer.
Als wir wieder draußen waren – kein Gemälde, Hackschnitzel oder Haifischmodell war zerstört worden –, war ich stolz auf unsere neugierige, interessierte, öffentlichkeitstaugliche Truppe. Und den Museumsbesuch fasste die Vierjährige so zusammen: „Mama, in diesem Haus darf man wirklich gar nichts angreifen.“ Auf den Punkt.
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