Kleine, feine Traditionen, die uns begleiten

Kleine, feine Traditionen, die uns begleiten
Ob zum Geburtstag oder im Advent - wir Menschen sind Gewohnheitstiere und stehen auf Wiederholungen
Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll

Prinzipiell sind ja Rührseligkeiten aller Art weniger in meiner Natur. Aber dann gibt es Momente, die schon ein wenig Herzdrücken erlauben.

Kürzlich waren wir bei der Geburtstagsfeier eines lieben Freundes in Italien eingeladen. Mit dabei war die 91-jährige Mutter des Jubilars, eine italienische Donna der Extraklasse und heimlicher Star in der Runde. Nachdem viele Teller auf- und abgetragen worden waren und die Nachspeise an der Reihe war, wurde es kurz ruhig. Unser Freund erzählte uns, dass er seit 50 Jahren immer zu seinem Geburtstag genau diesen einen, selbst gebackenen Kuchen von seiner Mama bekomme. Mit jedem Stück „Torta“ kamen jede Menge Erinnerungen hoch. Eine schöne Tradition. Ganz abgesehen von der emotionalen Komponente schmeckte der Kuchen außergewöhnlich gut, eine super Kombi also.

72 Kleinigkeiten

Ich überlegte, dass es in unserer Familie kaum fixe Traditionen gibt, die uns begleiten. Dachte ich zumindest. Vor ein paar Tagen spazierte allerdings die Fünfjährige im Supermarkt mit stoischem Gesicht beim opulenten „Eisköniginnen“-Adventkalender vorbei und sagte nur: „Der ist schön, aber den brauche ich nicht. Ich weiß, dass ich von dir einen viel Besseren bekomme.“ Aha, da war sie also, unsere eigene kleine Tradition, die in diesem Fall bedeutet, dass ich in den kommenden Wochen 24 (mal drei, weil drei Kinder) Kleinigkeiten zusammensuchen und schön verpacken werde. Nicht jede Tradition ist zwingend eine gute. Wieso haben wir nicht den simplen Schokoadventkalender als Fixum eingeführt, frage ich mich jedes Jahr, wenn ich die 72 Sackerl fülle. Aber egal, die Freude ist groß und lässt mich den Aufwand dahinter bis zum nächsten Jahr vergessen. Strahlende Kinderaugen, und so.

Kleine, feine Traditionen, die uns begleiten

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